Weiter geht es nach Udaipur

Da ich vom Zug die Nase erst einmal voll hatte und außerdem Pushkar keinen eigenen Bahnhof hat (wer mit dem Zug kommt muss in Ajmer aussteigen und dann per Bus o.ä. nach Pushkar fahren), bin ich per Bus weiter nach Udaipur gefahren.
udaipur_4Diesmal habe ich nicht im Lake Palace Hotel logiert wie 6 Jahre zuvor, aber immerhin auch am See mit Dachterrasse und Blick auf den See. Das war fast genauso schön und erheblich billiger. Zum Abendessen oder zum Tee hätte es mich zwar dennoch gereizt, aber leider ging das diesmal nicht, denn die diese kleinen Ausflüge wurden nicht mehr angeboten. Und selbst wenn ich im Lake Palace hätte übernachten wollen, es war ausgebucht. Also, wer sich mit dem Gedanken trägt, sich einmal wie ein Maharadscha oder eine Maharani zu fühlen, der sollte zeitig reservieren.
udaipur_2Wenn man durch Udaipur spaziert, dann kommt einem doch das ein oder andere déjà vu. Der City Palace kommt einem irgendwie bekannt vor („Octopussy“ läßt grüßen) und den Jagdish Tempel hat man vielleicht auch schon irgendwo mal gesehen („Der Tiger von Eschnapur“). Den James-Bond-Streifen kann man sich übrigens in einem der vielen Restaurants anschauen (z.T.in mieser Qualität), wenn man seine Erinnerungen auffrischen möchte.

Der City Palace wird dreifach genutzt, von den Touristen, die einen Teil der schönen, wenn auch etwas verfallenen Anlage besichtigen, den reichen Touristen, die in einem Teil wohnen und der Ex-Herrscherfamilie selbst, die in einem Teil noch wohnt.

Den Jagdish Tempel darf man übrigens auch besichtigen, denn es handelt sich dabei um einen Jain-Tempel. Das Zentrum von Udaipur ist auch recht nett zum Shoppen, denn es reiht sich ein Laden mit Silber neben den anderen und es gibt viele kleine Galerien, wo man Miniaturmalereien im traditionellen Mogul-Stil erstehen kann. Das ist ein übrigens ein ideales Mitbringsel, denn es ist typisch indisch, ist erschwinglich und praktisch zu transportieren, da es auf Stoff gemalt ist und zusammengerollt werden kann. Und es wiegt nichts!

Ausflug zur Kumbhalgarh- Festung und dem Tempel von Ranakpur

Udaipur selbst ist auch eine gute Basis für Ausflüge in die nähere Umgebung. Ich habe im Rahmen eines organisierten Tagesausflugs die Festung Kumbhalgarh besucht und den Jain-Tempel von Ranakpur.
kumbalghar_2Die Festung war der erste Halt und wir durften den Weg auf den Berg hochlaufen. Es war zwar nicht gerade heiß, aber durch die hohe Luftfeuchtigkeit kam ich doch ganz gut ins Schwitzen. Der Blick von oben auf die ewig lange Festungsmauer und die Anlage selbst waren schon beeindruckend. Da konnte ich mir gut vorstellen, dass eine Belagerung ganz schön lange gedauert haben kann. Am Fuße der Festung war auch eine kleine Tempelstadt mit einem Shivatempel, den ich mir anschauen konnte. Im Zentrum steht der lingam, das Phallussymbol Shivas, des Zerstörers und Erneuerers.
ranakpur_2Das zweite Ziel, der Jain-Tempel von Ranakpur, hat mich jedoch noch mehr fasziniert. Ich habe ja ohnehin eine Schwäche für Säulen, aber das, was mich in diesem von außen unscheinbaren Gebäude erwartete, hat mich fast umgehauen. Die 29 Säulenhallen mit den 1444 Säulen waren einfach gigantisch, keine Säule gleicht der anderen und alle sind wunderbar gearbeitet. Ranakpur ist auch einer der größten und bedeutendsten Tempel der Jains und so waren auch recht viele Inder dort unterwegs. Leider hatten wir nicht so viel Zeit für den Tempel, wie ich mir gewünscht hätte, aber der Ausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich kann einen Besuch des Tempels jedem nur empfehlen, der in Udaipur ist.

Die Wüste ruft…

Mit dem Bus ging es dann weiter Richtung Wüste nach Jaisalmer. Die Stadt liegt am Rande der Wüste Thar und damit auch in der Nähe der Grenze zu Pakistan. Wer nach Jaisalmer reist, sollte deshalb auf jeden Fall die aktuelle politische Situation im Auge behalten! jai_1
Mich zog es aus zwei Gründen nach Jaisalmer. Ich wollte mal wieder in die Wüste und ich hatte Bilder der Hawelis, der Kaufmannshäuser gesehen, die mich beeindruckt haben und die wollte ich endlich live sehen. Jaisalmer besteht eigentlich aus zwei Teilen, der Altstadt innerhalb der Festungsmauern und dem etwas neueren Teil am Fuß der Festung, wo sich auch die besonders spektakulären Hawelis befinden.

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Wenn man in den engen, verwinkelten Gassen der Festung spazieren geht, dann befindet man sich in einer anderen Welt. Bis auf die Stromversorgung sieht es für einen Besucher so aus, als ob die Menschen wirklich noch so leben würden wie einige Jahrzehnte oder Jahrhunderte zurück. Und das Flair der Festung tut ihr übriges dazu. Schon dort war ich beeindruckt von den filigranen Fenstern und Türmen, alles aus Sandstein herausgearbeitet. In den Gassen unterhalb der Festung befinden sich jedoch die wirklich spektakulären Gebäude, so dass ich hin und weg war. Die Anstrengungen der Busfahrt waren vergessen und ich bewunderte nur noch die wunderschönen Fassaden.

Früher lag die Stadt an einer wichtigen Handelsroute und so war es kein Wunder, dass die Kaufleute hier sehr reich wurden und sich diese Pracht leisten konnten. Die zweite Attraktion ist natürlich die Nähe zur Wüste Thar. Man kann von Jaisalmer aus ein- bis mehrtägige Kameltouren machen, aber ich habe mich für eine Jeepsafari mit Übernachtung in der Wüste entschieden, denn irgendwie traue ich den Kamelen einfach nicht. Aber auch schon diese Tour war wunderschön.

Zunächst ging es zu den Gräbern der örtlichen Herrscherfamilie, bevor es dann in die Wüste ging. Kaum zu glauben, aber auch dort leben Menschen, wenn auch unter sehr schweren Bedingungen. Die Häuser sind aus Lehm gebaut und die Frauen müssen ein gutes Stück laufen, um Wasser zu holen. Im wesentlichen leben sie von ihren Ziegen und Kamelen, die sie auch an Touristen für Wüstensafaris vermieten. Nach einem kurzen Besuch eines solchen Dorfes war dann Wüste pur angesagt. Jedoch ist die Thar kein solcher „Sandkasten“ wie z.B. die Sahara, so dass auch hier und da auch Sträucher wachsen. Die typischen Dünen gibt es aber auch und ein Sonnenuntergang in der Wüste ist immer beeindruckend.

jai_18Sobald die Sonne verschwunden war, machte sich auch einer der guides ans Kochen. Es war jedoch recht windig, so dass es nicht leicht war, ein Feuer in Gang zu bringen. Bis wir was zum Beißen bekommen haben war es stockdunkel und ich hatte keine Ahnung, was ich überhaupt aß. Einer aus der Gruppe wollte es genau wissen und machte seine Taschenlampe an. Nun, es gibt erstaunlich viele Insekten mitten in der Wüste und die Taschenlampe war schnell wieder aus. In der Nacht begann es noch zu nieseln (!!), was nicht besonders angenehm war, wenn man unter freiem Himmel schläft. Zudem waren die Decken auch für kleine Inder und nicht große Europäerinnen gedacht, so dass ich in der Nacht kaum geschlafen habe, weil mir einfach zu kalt war.

Letztendlich war ich froh, dass ich mich nicht am nächsten Morgen auf einem Kamel halten musste und wieder nach Jaisalmer zurückkehren konnte statt noch weitere unbequeme Nächte zu verbringen. Irgendwie hatte ich da keinen Abenteuergeist, was auch daran gelegen haben mag, dass ich doch trotz aller Vorsicht mir leicht den Magen verdorben hatte.

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