Alte Ruinen des Dieng Plateau

Nach einem geruhsamen Tag ging es weiter nach Wonosobo, von wo aus man zum Djeng Plateau starten kann. Wonosobo selbst ist eine kleine nette Stadt mit einem typischen indonesischen Einkaufszentrum. Das kann man sich entfernt so wie unsere Shopping-Zentren vorstellen, wo auch alles unter einem Dach angeboten wird. Es gibt Läden mit der neuesten Mode, Supermärkte, die lokale Variante von KFC (heißt dort California Fried Chicken), CD-Läden etc. Nur der kleine Unterschied besteht darin, dass jeder Flecken genutzt wird, auch die Gänge bieten kleinen Händlern Platz genug, um Waren zu verkaufen und alles ziemlich chaotisch wirkt. Aber es ist ein Einkaufserlebnis der ganz besonderen Art ;-). In Wonosobo fand an dem Tag, wo wir dort waren, auch eine Art Stadtfest statt.

Die Kinder waren herausgeputzt und auch die Eltern haben sich in Schale geworfen, es gab einen Wettbewerb für die Kids, einen Kochwettbewerb für die Mütter, eine Ausstellung und dazwischen 2 große Ausländer, deren Besuch und Eintrag ins Gästebuch der Ausstellung auch von der lokalen Presse festgehalten wurde. Die präsentierten Fotos waren übrigens klasse gewesen!

Der wahre Grund jedoch, wieso die Touris nach Wonosobo kommen ist jedoch das Djeng Plateau, zu dem man noch eine Weile weiter in die Berge fahren muss, an Tabak-, Kohl-, Zwiebel- und Kaffeeplantagen vorbei. Im 7. Jhdt war das Djeng Plateau ein Zentrum des Hinduismus. Das verwundert auch nicht, denn die Erdkruste ist hier dünn, es gibt Schwefelquellen, blubbernde Schlammlöcher und wunderschöne türkisfarbene Seen, die giftig sind. Hier wurde Shiwa verehrt, der Zerstörer und Erschaffer und das ist mit den allgegenwärtigen Vulkanen, die zerstören aber auch mit der Lava Fruchtbarkeit bringen, kein Wunder. Heute sind von der damaligen Pracht nur wenige Candis (Tempel) übrig geblieben. In der Nähe des Dorfes Djeng gibt es eine Ansammlung von 5 Candis, der Arjuna-Tempel, die inmitten von Kohlfeldern liegen. In der näheren Umgebung gibt es weitere Candis. Mir persönlich hat der Candi Bima mit seinen plastischen Köpfen am besten gefallen. Eine Reise zum Djeng Plateau ist jedoch ohne eigenes Vehikel etwas umständlich, denn es liegt abseits der üblichen Routen. Jedoch soll es möglich sein, das Plateau zusammen mit dem Borobudur auf einer Tour von Yogyakarta aus zu besuchen. Ich finde, dass sich der Aufwand in jedem Fall lohnt, denn es sind wenig Touristen dort, es ist eine großartige Landschaft, durch die man fährt und es ist auch immerhin die Wiege der javanischen Kultur.

Kultur im Herzen Javas

Kultur ist genau das richtige Stichwort, denn es ging weiter nach Yogyakarta (kurz Yogya), dem kuturellen Zentrum der Insel. Yogya kannte ich schon von meiner letzten Reise und habe daher nur den Sultanspalast besucht, die Shoppingtour auf der Jalan Malioboro habe ich mir in Rücksicht auf meinen Geldbeutel und den kommenden Einkaufsrausch auf Bali gespart ;-).

Der Besuch des Sultanspalastes ist schon deshalb immer den Eintritt wert, weil in der Regel auch eine Vorführung stattfindet. Mal ist es javanischer Hoftanz, mal das Ramayana-Epos, mal Schattenspiel (Wajang Kulit). Was wann aufgeführt wird, ist immer am Eingang auf einer Tafel angeschrieben. Die meisten Aufführungen sind übrigens am Vormittag. Yogya ist ein Touristenzentrum und wenn man einiges Organisatorisches zu erledigen hat, dann ist hier ein guter Ort dafür. Es gibt Reisebüros, Internetcafes und bei den Banken vernünftige Kurse.

Die Umgebung mit den großartigen Tempelanlagen Borobudur und Prambanan ist allein schon die Reise wert. Vor beiden Anlagen ist ein ziemlicher Touristenzirkus, der in den Jahren viel schlimmer geworden ist. Unzählige Souvenirverkäufer und Anbieter von gekühlten Getränken, Kokosnüssen, Obst etc. kämpfen um die Aufmerksamkeit der Touristen. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, denn sonst würde man sich um beeindruckende Höhepunkte einer Javareise bringen.

Der Borobudur ist ein Tempelberg, ein riesiges Mandala, der den Weg ins Nirwana darstellt. Er ist in 3 Ebenen untergliedert, die das tägliche Dasein, das vergeistigte Leben und die Erleuchtung darstellen. Man sollte die einzelnen Terrassen im Uhrzeigersinn umwandern und so sich auf der verschiedenen Ebenen die in schönen Reliefs dargestellten Nöte, Schwächen und Tugenden vor Augen führen. Auf einer höheren Ebene kann man einzelne Stationen des Lebens von Buddha nachverfolgen, bis man dann die oberste Ebene mit den Stupas erreicht. Wir haben nicht die kilometerlangen Wege gewählt, sondern den Weg zum Nirwana abgekürzt, aber wer will, der kann da stundenlang unterwegs sein.

Der Prambanan-Tempel dagegen ist eine hinduistische Anlage und Shiwa, Wishnu und Brahma geweiht. Jedem der Tempel, in deren Innerem sich die Statuen der Götter befinden, steht ein Tempel des Reittieres des jeweiligen Gottes gegenüber. So als Gott geht man ja nicht zu Fuß 😉 Die ganze Anlange ist Shiwa (Der Zerstörer und Erneuerer) geweiht, auch wenn Wishnu (Der Bewahrer) und Brahma (Der Schöpfer) ihre Tempel haben. Das ist auch hier, wie auf dem Djeng Plateau, nicht weiter verwunderlich, denn auch hier sind die Vulkane (vor allem der Merapi) nicht nur präsent, sondern auch aktiv. Vor einigen der Statuen werden übrigens immer noch Opfergaben dargebracht, denn Besucher aus Bali (Balinesen sind eben meist Hindus) kommen her und ehren hier ihre Götter. Ich fand das beeindruckend, denn zumindest auf Java (und auch später auf Bali) herrscht doch Toleranz gegenüber den Andersgläubigen. Moslems und Hindus teilen sich teilweise sogar die Orte der Verehrung. Schade, dass das nicht überall so ist…

Pyramiden auf Java – Der Candi Sukuh

Doch noch mehr als diese bekannten Tempelanlagen hat mich der Candi Sukuh in der Nähe von Surakarta (Solo) beeindruckt. Dieser Tempel auf einem Berg (wunderbare Aussicht!) ist schon allein durch seine Erscheinung ungewöhnlich, denn er sieht mit seiner Pyramidenform aus, als wäre er von Mexiko direkt nach Java versetzt worden. Keiner weiß so genau, wer diesen für Indonesien einmaligen Tempel wann und warum erbaut hat. Nur eines ist relativ gewiss, hier wurden Fruchtbarkeitsriten ausgeführt, denn die Reliefs und Statuen lassen da keinen Zweifel aufkommen. Noch heute kommen Hindus aus Bali hierher, um den Göttern zu opfern, auch wenn der Islam auf Java vorherrscht. Außer uns war nur noch ein Hindu dort, der in alle Schreinen Opfergaben legte und Räucherstäbchen angezündete, ebenso an allen Altären und Ecken des Tempels und auf dem Tempeldach. Es war dort sehr ruhig und angenehm kühl. Irgendwie war es eine besondere Stimmung, die ich nicht beschreiben kann und für uns beide war der Besuch dieses Tempels eines der Highlights der Reise.candi_sukuh_1

Weiter zum dritten Teil »

 
Dir hat der Beitrag gefallen? Dann teile ihn doch mit deinen Freunden