Um es vorweg zu nehmen, ich denke nicht, dass ich pietätlos bin, wenn ich hier Bilder der Totenverbrennung zeige, die wir im August 2003 miterleben konnten.
Für die Balinesen ist dieses Fest sehr wichtig und auch ein sehr freudiges Fest, denn die Seele wird befreit. Erst die Verbrennung des Körpers löst die Seele von ihrem irdischen Dasein und sie wird frei für die nächste Wiedergeburt. Und, wer weiß, vielleicht hat der Verstorbene das Glück, wieder auf Bali wiedergeboren zu werden…
Die Balinesen sind Hindus. Indien und Bali sind die Zentren dieses Glaubens, wobei die Balinesen durch ihre Kultur bedingt eine etwas andere Tradition als die Inder haben. Diese spezielle Art des Hinduismus wird Agama Hindu Dharma genannt. Diesen komplexen Glauben zu beschreiben würde hier den Rahmen sprengen, daher möchte ich mich nur auf die Verbrennung, eines der beeindruckendsten Feste, beschränken.
Allein dadurch, dass die Familie des Verstorbenen einen Priester für die Rituale, die Verköstigung der angereisten Verwandten und Bekannten und die kunstvoll gefertigten Sarkophage zahlen muss, ist eine Verbrennung sehr teuer. Das führt dazu, dass der Verstorbene zunächst “provisorisch” begraben wird und Jahre später bei der eigentlichen Verbrennung nur noch Knochen verbrannt werden.
Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass sich mehrere Familien zusammentun und sich so die Kosten für den Priester und den “Leichenschmaus” teilen oder sich an die Verbrennung eines Reichen anschließen.
Die ganzen Vorbereitungen wie das Ausgraben der Knochen, deren Reinigung etc. finden im Familienkreis statt, genauso wie die abschließenden Rituale, wenn die Asche des Verstorbenen ins Wasser gestreut wird.
Vor dem Haus der Familie des Verstorbenen haben alle geduldig gewartet, bis der Sarkophag unter eine Art Baldachin gestellt wurde. Die Zeit vertrieben sich die Angehörigen mit einem kleinen Plausch und da kamen auch die Fremden gerade recht. Ich hatte das Glück, dass mich einer der nahen Verwandten des Verstorbenen angesprochen hat und ich so ein bisschen mehr über die Hintergründe erfahren konnte. Zu dem Baldachin kam (zumindest bei den höheren Kasten) auch ein kunstvoll gefertigter Turm (Wadah), in den später die Knochen des Verstorbenen gelegt wurden.
Vor dem Wadah fanden noch verschiedene kleine Zeremonien statt, die von einem Priester durchgeführt werden. Bevor sich der Zug in Bewegung setzte, gingen schon Frauen mit Opfergaben zum Verbrennungsplatz los.
Irgendwann setzte sich der Zug dann in Bewegung, als erstes wurde der Baldachin getragen, dann der Sarkophag und zuletzt kam der Wadah. Das alles passierte unter großem Geschrei und Gelächter und der Sarkophag wurde
gedreht und geschüttelt, damit die Seele des Verstorbenen nicht mehr den Weg zurück ins Dorf und ins Haus finden kann.
Besonders spannend wurde es, wenn ein hoher Wadah unter Stromkabeln durch manövriert werden musste. Auf einer schmalen Plattform des Wadah standen zudem ein Priester und der nächste Angehörige des Verstorbenen und haben den Zug etwas dirigiert.
[su_note]Mein Tipp: Wenn Du bei einer Verbrennung dabei sein kannst, dann wirst Du als Fremder bei der eigentlichen Verbrennung toleriert und obwohl es ein Freudenfest ist, solltest Du die Gastfreundschaft der Menschen nicht überstrapazieren, Dich beim Fotografieren eher im Hintergrund halten und nicht im Weg herumstehen.[/su_note]
Auf dem Verbrennungsplatz fanden dann weitere rituelle Handlungen statt. So musste der Sarkophag geöffnet werden, die Gebeine des Verstorbenen wurden aus dem Wadah genommen und 3 Mal um den Sarkophag getragen, danach wurden Opfergaben ebenfalls um den Sarkophag getragen.Die Knochen und Opfergaben wurden dann in den Bauch des Sarkophages gelegt. In der Zwischenzeit wurde Holz unter dem Sarkophag geschichtet.
Das Ganze dauerte relativ lange und auch die Balinesen verfolgten das Geschehen nicht die ganze Zeit ganz aufmerksam. In der Zeit wurde Wasser verteilt, freundlicherweise auch an uns, Spielzeug- und Eisverkäufer sind herumgelaufen und die Angehörigen haben auch hier einen Schwatz mit Freunden und Verwandten gehalten, die sie schon eine Weile nicht gesehen haben.
Dann wurde es sehr feierlich. Der Priester sprach die rituellen Formeln und Gebete, die Angehörigen hielten sich an den Händen und sangen. Das Holz wurde angezündet und es dauerte nicht lang, dann war die Pracht, die in wochenlanger Arbeit verrichtet wurde, nur noch Asche.
Bei einem Sarg wurde auch noch mit einem Gasflammenwerfer nachgeholfen, da waren die Balinesen ganz pragmatisch.
Und jetzt Du! Sag mir Deine Meinung!
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Bei so einem Fest dabei sein zu dürfen muss sehr beeindruckend sein. Ich halte es genauso wie Du: Wenn man eingeladen wird sollte man die Gastfreundschaft nicht zu sehr strapazieren. 🙂
Stimmt, es ist schon etwas Besonderes, überhaupt dabei sein zu dürfen.
LG
Ivana