Was haben Erdöl, Autos, Shoppen, Frankenstein, das Reinheitsgebot und die Illuminaten gemeinsam? Ok, wenn Du die Überschrift gelesen hast, dann wird es nicht schwerfallen, die Lösung zu erraten – alle haben etwas mit Ingolstadt zu tun.
Wahrscheinlich geht es Dir genauso wie mir bis vor kurzem. Wenn ich Ingolstadt gehört habe, dann dachte ich eben an Audi, dank der häufigen Aktionen bei Bayern3 an Ingolstadt Village und den wenig einladenden Anblick beim Vorbeifahren, wenn sich die letzte der vier Ölraffinerien der Stadt am Horizont abzeichnet.
Aber ich habe mich auf darauf eingelassen, meine Vorurteile zu überprüfen und habe mir einmal die Donaumetropole näher angeschaut. Und was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht.
Wenn Du also auch einmal einen zweiten Blick auf die Stadt abseits ihres Images vom Industrie- und Shoppingstandort riskieren willst, dann verrate ich Dir, was es alles in Ingolstadt zu entdecken gibt.
1. Die Altstadt
Allein wenn Du schon über die Fußgängerbrücke am Klenze-Park Richtung Altstadt gehst, siehst Du eine schöne Stadtsilhouette mit einem trutzigen Gebäude und Kirchtürmen. Das hat so gar nichts mit einem Industriestandort zu tun.
Wenn Du weitergehst und durch die Altstadt bummelst, dann wirst Du sicher ähnlich wie ich von den vielen Giebelhäusern und netten Gassen überrascht sein.
Ein großer Teil der Altstadt ist natürlich Fußgängerzone und Du findest hier auch die großen Ketten, die es überall gibt.
Aber die Altstadt hat dank ihrer schönen Häuser mit ihren teilweise aufwändig gestalteten Fassaden viel von ihrem Flair bewahrt.
Was mir sehr positiv aufgefallen ist, sind die vielen Brunnen in der Stadt und die meisten davon haben Trinkwasser, perfekt um an heißen Sommertagen die Wasserflasche aufzufüllen.
Und wie es sich für die Geburtsstätte des Reinheitsgebotes gehört, gibt auch einen Brunnen, aus dem ab und an Freibier sprudelt. Wenn da nicht gerade der Gerstensaft herausströmt, kommt immerhin Trinkwasser raus.
An manchen Fassaden wirst Du auch Engel sitzen sehen. Das sind noch Überbleibsel von einer Weihnachtsdeko, die schon einige Jahre zurückliegt. Die Ingolstädter mochten ihre Engel und ließen sie einfach an manchem Haus weitersitzen. Ich fand das irgendwie nett und auch die Engel selbst haben mir ganz gut gefallen, denn sie haben gar nicht so etwas barock-puttenhaftes, sondern eher was von Elfen.
Die von den Festungsmauern umgebene Altstadt ist in vier Quadranten geteilt und mir hat vor allem die süd-westliche Ecke mit den hübschen kleinen Gassen gefallen.
Lass Dich einfach treiben, denn sooo groß ist da historische Zentrum nicht, Du kommst zwangsläufig immer dann an einer der Hauptwege raus und kannst Dich nicht verlaufen.
Wenn Du historisch speisen willst, dann kannst Du das Gasthaus Daniel besuchen, denn das gibt es schon seit 1471. Sei aber an einem schönen Sommerabend rechtzeitig da, denn sonst bekommst Du keinen Platz im Biergarten. Das Gasthaus hat selbst übrigens im ersten Stock eine Micorbrauerei. Da wird das Bier erst gar nicht abgefüllt, sondern die wenigen Liter kommen direkt aus den kleinen Kesseln ins Glas.
2. Das Münster
Die größte Kirche in Ingolstadt ist das Münster, eine große gotische Kathedrale. Von der Größe abgesehen hat mich das Münster mit zwei Dingen beeindruckt:
Zum einen war der bemalte Wandelaltar einfach toll. Je nach Anlass werden andere Bilder ausgeklappt und auch wenn Du nicht gerade katholisch oder religiös bist, dann wirst Du trotzdem vor der künstlerischen Leistung staunen.
Der Altar ist von vorne und hinten bemalt und ja, Du darfst Dich trauen, nahe heranzugehen, wenn an der Seite das Tor offen ist.
Was ich auch faszinierend fand und was im deutschsprachigen Raum einmalig ist, sind die Deckendekorationen in den Seitenkapellen. Das sind nicht einfach die normalen gotischen Deckenstreben oder Malereien, sondern filigran aus dem Kalkstein gemeißelte Ornamente wie z.B. auch die Dornenkrone.
Je weiter Du in Richtung Altar gehst, desto weniger prächtig werden sie, weil dann irgendwann einmal das Geld ausgegangen ist, aber die aus dem Stein geschlagenen
Wenn Du schon dort bist, dann solltest Du auch eine kurzen Blick in die Schatzkammer werfen und Dir die prächtigen Monstranzen und Reliquienschreine anschauen.
3. Frankenstein
Dr. Victor Baron von Frankenstein hat ja in Ingolstadt studiert und hier auch seine Experimente durchgeführt.
Er wollte künstliches Leben erschaffen, aber das hat ja nicht so ganz geklappt. Mary Shelleys Klassiker von 1818 spielt zu einen guten Teil in Ingolstadt und das hat auch durchaus einen historischen Grund. Die erste bayerische Landesuniversität befand sich hier und immer noch erinnern Straßennamen, Gebäude und auch der Brunnen mit den Ibissen, Symbolen der Gelehrsamkeit, an der Hohen Schule daran.
Hier durften auch im Gegensatz zu vielen anderen Universitäten Leichen seziert und obduziert werden, eben genau das Umfeld, das tatsächlich einen Frankenstein hätte hervorbringen können. Die Leichen waren meist verurteilte Mörder und Diebe, aber die Studenten zahlten auch mal gern Leichendiebe, die frisch bestattete Menschen ausgruben, wenn ihnen die Schurken ausgingen.
Am Abend kannst Du Dich dann direkt mit Frankenstein und seinem Faktotum Igor verabreden und an der legendären Mystery Tour teilnehmen.
Ich empfehle Dir aber, Dir die Tickets vorab zu besorgen, denn die Führungen sind gut besucht und es kann durchaus passieren, dass es eng wird an der Abendkasse.
Die Tour dauert etwa 1,5 Stunden, die aber sehr kurzweilig vergehen. Du erfährst einiges über die dunklen Zeiten und finsteren Gestalten der Stadt, über Geister und gruselige Gespenster. Und ab und an taucht aus den dunklen Gassen ein unheimlicher Geselle auf.
4. Die Asam-Kirche Maria de Victoria
Diese Kirche ist ein unbedingtes Muss bei einer Stadtbesichtigung.
Meine Empfehlung ist definitiv die öffentliche Stadtführung zu buchen, denn da besuchst Du auch diese Kirche. Du kannst sie natürlich auch allein besichtigen, aber ich wette, da werden Dir viele Details der grandiosen Illusionsmalereien von Asam entgehen, auf die Dich die Führerin oder der Führer hinweist.
Je nachdem, wo Du gerade in der Kirche bist, verändern Menschen, Tiere und Gebäude ihr Aussehen. Das ist wirklich ein Meisterwerk der Malerei und Du musst ganz schön aufpassen, dass Du nicht andere Besucher umrennst, weil Du an die Decke starrst und es kaum glauben kannst, wie der Tempel oder die Pyramide sich Schritt für Schritt verändern.
Ich bin ja sonst nicht so ein Fan von barocken Kirchen, aber die Decke dieser Kirche war durch die Illusionsmalerei wirklich atemberaubend und es ist unglaublich, dass Asam dieses Meisterwerk innerhalb von 6 Wochen allein fertiggestellt hat. Nur ein Geselle ging ihm beim Anrühren der Farbe zur Hand, das war schon die ganze Unterstützung.
5. Klenze-Park
Der Klenze-Park liegt auf der anderen Seite der Donau, von der Altstadt aus gesehen.
Dass es mal das Gelände einer Landesgartenschau war kann man immer noch erkennen.
Es gibt immer noch kleinere Anlagen und Biotop-Wege, Teiche mit Lilien und Seerosen, aber auch eine riesige Wiese mit kleinem Wasserlauf bei der Festungsanlage gegenüber vom Polizeimuseum.
Die für militärisches Gebäude recht schönen Festungsanlagen bilden da eine durchaus imposante Kulisse zum Entspannen.
An lauen Sommerabenden tummeln sich dort viele Leute, spielen Frisbee, relaxen oder rauchen die ein oder andere Shisha.
Alles in allem herrscht eine recht entspannte Atmosphäre und wenn Dir die Füße qualmen und Du nach der Altstadt auch mal grün sehen willst, ist es sicher keine schlechte Idee, dort im Schatten der Bäume zu entspannen.
Als ich dort war, wurde gerade der Siebenbürgenplatz eingeweiht. Blasmusik war Ehrensache und die schönen Trachten, die die älteren Damen trugen, waren wirklich ein Hingucker.
Bei Hochzeitspaaren ist der Park übrigens auch für Fotoaufnahmen sehr beliebt.
Regelmäßig finden dort auch Veranstaltungen statt wie die Audi-Sommerkonzerte.
Direkt am Donauufer kannst Du auch an der Donaubühne chillen. Informiere Dich auch im Vorfeld über die Events an der Bühne, denn vielleicht gibt es ja dort gerade auch ein Konzert oder eine andere Veranstaltung, die Dich interessiert.
6. Was habe ich alles nicht geschafft?
Ich war nur zwei Tage in Ingolstadt und habe daher bei Weitem nicht alles gesehen.
Für Autofans ist sicher das Audi Museum Mobile interessant und ich denke, in jedem Fall einen Besuch wert. Ich gebe zu, ich bin nicht sooo der Fan dieser Automarke, aber ich finde die Oldtimer wunderschön und werde mir daher sicher beim nächsten Mal das Museum (dennoch) anschauen.
Was ich leider auch versäumt habe war das Deutsche Medizinhistorische Museum. Das wird gerade renoviert und ist voraussichtlich noch bis Ende Juli 2016 geschlossen. Das wäre natürlich eine spannende Ergänzung zur Mystery Tour mit Dr. Frankenstein gewesen, aber man muss sich ja immer noch etwas für einen nächsten Besuch aufheben.
Darüber hinaus gibt es noch etliche Museen für trübe Tage: das bayerische Armeemuseum, das Donaumuseum, das Polizeimuseum, das Stadtmuseum, das Spielzeugmuseum und und und…
Vom Pfeifturm, der sehr zentral ist und neben der Moritzkirche steht, hast Du bestimmt einen tollen Blick auf die Stadt. 201 Stufen geht es hinauf und dann liegt Dir die Stadt zu Füßen.
Von April bis Oktober kannst Du jeden Sonntag zu bestimmten Zeiten hinaufsteigen.
Und ja, im Ingolstadt Village war ich auch nicht. Dort bekommst Du Klamotten von über 100 Mode- und Luxusmarken zu reduzierten Preisen. Da kommst Du auch mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln hin, aber wenn Du in den Shopping-Rausch gerätst, dann ist ein Auto sicher besser.
Neben der Mystery Tour werden noch andere Themenführungen angeboten.
Ich bin ja ein Fan von solchen Spezialführungen und in Ingolstadt gibt es etliche unterschiedliche. Je nach Interesse kann es um Bier, Illuminaten oder Hexen gehen.
Beim nächsten Mal könnte mich auch wirklich die Illuminaten-Führung reizen, denn 1776 wurde der Geheimbund hier von Adam Weishaupt gegründet. Es ist bestimmt spannend, mal abseits von Verschwörungstheorien und Dan Brown mal etwas handfestes über diese Vereinigung zu erfahren.
Du siehst also, es gibt jede Menge hier anzuschauen und zu erleben und Ingolstadt ist sicher mehr als nur einen kurzen Abstecher nach einer Shopping-Tour wert.
Organisatorisches
Ich habe im Enso-Hotel übernachtet. Mein stylisches Zimmer war klein, aber funktional und wie erwartet blitzsauber. Das Frühstücksbuffet war auch nach 9 Uhr (Frühstück gibt es Mo-Sa bis 10 Uhr) immer noch gut gefüllt und war lecker.
Dennoch gibt es zwei kleine Wermutstropfen: Das Wasser auf dem Zimmer schlägt mit 4,50 Euro für 0,5 Liter ordentlich zu Buche (aber das musst Du ja nicht trinken) und WiFi kostet extra.
Das Hotel liegt zu Fuß etwa 15 Minuten von der Altstadt. Der Spaziergang ist recht schön, denn Du kommst durch den Klenze-Park und das alte Geländer der Landesgartenschau von 1992.
Und jetzt Du! Welche Tipps hast Du für Ingolstadt? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
Bevor ich es vergesse, denke daran, dass Deine Grenzen nur im Kopf existieren.
{Offenlegung: Meine Reise wurde von Ingolstadt Tourismus mit Unterkunft, Anreise und Programm (Stadtführung) unterstützt. Vielen Dank dafür! Auf meinen Bericht hat das keinen Einfluss und mir wurden auch keine Vorgaben hinsichtlich des Inhalts gemacht.}
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Da hast du ja das meiste von Ingolstadt gesehen. Mein Lieblingsort in Ingolstadt ist der Klenzepark. Dazu mag ich das Armeemuseum in Ingolstadt noch ganz gerne. Das Ingolstadt Village ähnelt meiner Meinung nach den typischen Outlets, aber man kann dort wirklich tolle Schnäppchen schlagen. Nur würde ich dorthin nicht unbedingt an einem Samstag fahren – mehr Stress als Freude.
Gut frühstücken kann man auch im Audio Forum. Da sollte man aber reservieren.
Ingolstadt hat besonders für Sportfans viel zu bieten:
Fußball – FC Ingolstadt
Eishockey – ERC Ingolstadt
Baseball – Ingolstadt Schanzer
Football – Ingolstadt Dukes
uvm.
In der Umgebung gibt es noch viele, tolle Ausflugsziele, z.B. Neuburg (meine Heimatstadt) oder Eichstätt.
So ich glaub, das war alles, was ich noch zu Ingolstadt hinzufügen kann.
Hallo Theresa,
vielen Dank für deine Ergänzungen 🙂
Liebe Grüsse, Ivana