Ich finde die venezianischen Masken wunderschön, Du auch? Nicht nur auf meinen Reisen habe ich viele Masken gesehen. Da waren die offensichtlichen, bei Tanzaufführungen, in Shops und Museen und eigentlich überall die nicht ganz so offensichtlichen, die viele Menschen tragen.
Überall ist Maskenball
Ich weiß nicht, wie es bei Dir ist, aber ich habe oft eine Maske getragen oder eine Rolle gespielt. Schon als ich ein Teenager war. Da hatte ich einen anderen Musikgeschmack als meine Mitschülerinnen, ich habe mich nicht so wahnsinnig für Mode begeistern können und der Klassenklatsch hat mich auch nicht so wirklich interessiert. Das hat sich in ähnlicher Form lange fortgesetzt.
Und warum habe ich eine Maske getragen? Ich wollte dazugehören. Ich wollte nicht ausgeschlossen sein, wollte dazugehören. Ich wette, die meisten laufen mit mehr oder weniger großen Masken durch die Welt, genau aus dem Grund.
Und soll ich Dir etwas sagen? Ich finde das Mist. Ich denke, jede sollte so sein, wie sie. Jede von uns ist einmalig und wunderbar, auf ihre Weise. Und doch verbiegen wir uns, um Menschen zu gefallen, die wir vielleicht gar nicht einmal so besonders mögen, nur um nicht als Außenseiterin zu gelten.
Ohne Maske unterwegs
Auf meinen Reisen war ich immer mehr ich als Zuhause. Das war im Prinzip auch kein großes Kunststück, denn ich habe die meisten Menschen, die ich unterwegs getroffen habe, nie mehr wieder gesehen. Ich musste mich nicht verstellen und konnte, natürlich schon auf die höfliche Art, mich von Menschen zurückziehen, die mir nicht gut taten. Ich brauchte nicht irgendeine Show abziehen, denn wieso sollte ich jemand beeindrucken wollen, den ich nie mehr sehe?
Ich muss zugeben, das war schon ein gutes Einstiegstraining.
Aber auch zurück im Alltag habe ich irgendwann angefangen, mehr ich zu sein. Aus dem einfachen Grund, weil es eben ziemlich anstrengend ist, ständig den Vorstellungen anderer zu genügen als seinen eigenen.
Und, was noch viel wichtiger ist, Du kannst gar nicht zufrieden und mit Dir im Reinen sein, wenn Du nicht Du selbst bist. Da ist etwas, was an Dir nagt und Du ärgerst Dich über Dich selbst.
Deine Maske zeigt sich in vielen Situationen:
- Du sagst „ja“, wenn Du eigentlich „nein“ sagen willst, weil ein Kollege Dir wieder etwa aufdrückt.
- Du rufst Tante Erna an, weil es sich so gehört und nicht weil Du Dich freust, mit ihr zu sprechen.
- Du trägst Klamotten, die Du eigentlich nicht wirklich magst, weil „man“ es eben so macht.
- Du gehst zur Grillparty, obwohl Du keine Lust hast, aber nicht absagen willst, denn was würden sonst die Nachbarn denken.
Ich bin sicher, Du kennst diese Situationen und Dir fallen noch viele andere mehr ein, richtig?
Welche Maske trägst Du eigentlich?
Setze Dich ein paar Minuten hin und überlege Dir, in welchen Situationen Du nicht Du selbst bist. Wie sehr ärgern oder belasten Dich diese Situationen?
Wir werden nie alle Masken ablegen, denn wir sind soziale Wesen und wollen auch nicht andere Menschen verletzen, indem wir sie vor den Kopf stoßen.
Nimm die Maske öfter ab
Wir sollten aber um unseres eigenen Gleichgewichts willen eine gesunde Balance finden.
Wie geht das? Ich habe hier ein paar Beispiele für Dich:
- Wäge gut ab, bevor Du zu etwas zusagst. Ist es mit Zeit- oder Energieaufwand verbunden, den Du im Moment erübrigen kannst? Oder willst Du einfach nur nett sein? Wenn Du wirklich nicht willst und Du weißt, Du ärgerst Dich bei der Zusage sofort wieder über Dich, dann sage auch „nein“ und stehe dazu. Ich weiß, das ist nicht einfach, aber was ist Dir lieber? Stunden auf etwas verschwenden, was Du eigentlich nicht machen willst und Dich über Dich ärgern oder ein kurzes Unbehagen?
- Rede mit Tante Erna. Sie ist nicht dumm und merkt auch selbst, wenn die Anrufe nur lästige Pflichterfüllung sind. Ihr beide habt mehr Spaß und Freude an den Anrufen, wenn sie von Herzen kommen. Schildere Tante Erna Deine Situation, sie wird sicher verstehen, dass Du auch noch andere Verpflichtungen hast.
- In manchen Situationen musst Du Kompromisse eingehen. Zur Vorstandssitzung kommt man eben nicht in Jeans und Pulli, wenn die Vorstände im Anzug kommen. Aber vielleicht kannst Du Dir Freiheiten im normalen Büroalltag erobern. Vielleicht muss es ja kein Anzug sein und eine schwarze Jeans mit Bluse ist ein für alle akzeptabler Kompromiss. Hast Du es schon einmal probiert?
- Und die lieben Nachbarn… Ist es wirklich wichtig für Dich und Dein Seelenheil, was sie von Dir denken? Mal ehrlich… Hast Du sonst guten Kontakt mit ihnen, wird es Dir keiner übel nehmen. Hast Du sonst auch nichts mit ihnen zu tun und willst Du es auch nicht, warum solltest Du Dich verbiegen?
Du siehst, worauf ich hinaus will.
- Höre in Dich hinein und bleibe Dir treu.
- Bleibe Dir treu, aber benimm Dich nicht wie die Axt im Wald, denn Du musst nicht andere Menschen verletzen, um Du selbst zu sein.
- Manchmal sind Kompromisse notwendig, aber vielleicht gibt es auch Alternativen.
- Stehe zu Dir, das verschafft Dir auf lange Sicht zwei Vorteile:
- Du wirst respektiert.
- Du triffst nach und nach mehr Leute, die auf Deiner Wellenlänge sind und bei denen Du Dich nicht verstellen brauchst.
Und ein vielbenutzter, aber deshalb nicht minder wahrer Spruch zum Schluss:
[bctt tweet=“Sei Du selbst, alle anderen gibt es schon.“]
Und jetzt Du: Wann bist Du ohne Maske unterwegs? Was hindert Dich, Deine Maske herunterzunehmen?
Und bevor ich es vergesse, sei freundlich zu Dir!
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Oh, dieses Szenario kenne ich sehr gut. Auch in dem Sinne, dass man sich verändert und weiterentwickelt und dann nicht mehr zu seiner Umgebung passt. Um des Friedens willen, macht man trotzdem mit, verheimlicht seine Pläne oder Ähnliches.
Bei mir war 2012 ein Jahr des Aufräumens. Ich habe meine Masken abgelegt und angefangen wirklich nur noch das zu machen, was mir mein Herz sagt. Ich habe angefangen es niemanden mehr Recht zu machen. Auch meine Heirat mit Herrn Weltentdecker in diesem Jahr stoß bei meinem Umfeld auf absolute Ablehnung. Menschen die den liebsten Mensch in meinem Leben beleidigen, brauche ich nicht in meinem Leben.
Ich habe mich nach viel Kopfzerbrechen dazu entschieden den Schritt zu wagen mich komplett von allen Menschen zu trennen, die mir nicht gut tun. Das waren zu diesem Zeitpunkt fast alle.
Erst ab diesem Punkt habe ich wirklich angefangen zu verstehen, was es bedeutet wirklich authentisch zu leben und ich habe mich in den nachfolgenden Jahren extrem weiterentwickelt.
Liebe Grüße, Anja
Liebe Anja,
Respekt, dass Du es schon in so jungen Jahren geschafft hast. Manche, ich zum Beispiel ;-), brauchen da länger, manche schaffen es nie. Du hast absolut richtig daran getan, Dich vom dem zu trennen, was Dir nicht guttut.
Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute auf Deinem Weg mit Herrn Weltentdecker. Höre auch weiter auf Dein Herz, es wird Dir schon den richtigen Weg weisen.
Liebe Grüße,
Ivana
Liebe Ivana,
Geschafft würde ich es nicht nennen. Eher das Level 1 beendet oder so.
Umso mehr ich mich mit mir Selbst beschäftige, umso mehr fallen mir auch Dinge und Masken auf, die man sich automatisch aneignet.
Ich habe zwar die negativen Menschen aus meinem Leben geschmissen, aber ich habe immer noch…oder auch schon wieder…2012 ist ja nun auch wieder eine Zeit her… Schwierigkeiten meine Seele auch nach Außen zu zeigen. Zu sehr ist da die Angst, wieder enttäuscht zu werden. Ich habe mir also mit der Lösung eines Problemes, ein ganz anderes zu eigen gemacht. Demzufolge kämpfe ich mittlerweile wieder. Ich bin mir zwar in den letzten Jahren klar geworden wer ich bin, was ich wirklich will und wie mein Innerstes aussieht, was meine Seele braucht. Doch dies auch anderen Menschen ganz offen zu zeigen, fällt mir derzeit extrem schwer.
Liebe Grüße, Anja
Liebe Anja,
immerhin hast Du einen Anfang gemacht und auch das ist schon mehr als viele schaffen, insofern Daumen hoch. Authentisch zu sein und zu leben ist ein langer Prozess und ich denke, auch wenn es voran geht, es kommen immer mal wieder Rückschritte. Das sollte Dich aber nicht entmutigen. Du kannst es eh nicht allen recht machen, also mache es vor allem Dir recht.
Liebe Grüße,
Ivana