Ich kann mir vorstellen, dass Du Dich bei dem Gedanken, allein in einem fremden Land, in einer fremden Stadt, essen zu gehen, unwohl fühlst. Vielleicht ist das auch ein Grund, der Dich davon abhält, allein zu reisen.

Daher möchte ich Dir heute ein paar Tipps geben, damit allein essen gehen für Dich doch mehr Lust als Frust bedeutet.

Frust?

Aber fangen wir einmal mit dem vermeintlich negativen Teil an, denn ich möchte hier ein paar Vorurteile entkräften.

1. Als Alleinreisende schauen Dich alle mitleidig an

Ganz ehrlich, das ist mir noch nie aufgefallen. Ich kann schon gut nachvollziehen, dass Du Dich unwohl fühlst und dass es einfach ungewohnt ist, wenn Du allein essen gehst. Und ja klar, die Leute schauen erst einmal. Aber auch wenn ich mit mehreren Leuten beim Essen bin, dann schaue ich auch, wer da so alles kommt. Könnte ja auch Johnny Depp sein 😉

Ich für meinen Teil glaube, dass dieser Eindruck zu 99% aus der eigenen Unsicherheit kommt.

Was kannst Du dagegen tun? Gerade Haltung, selbstbewusste Stimme, wenn Du nach einem Tisch fragst und wenn Dich jemand anschaut, einfach lächeln.
Und mal unter uns, die meisten Menschen sind doch mit sich selbst beschäftigt. Sie interessieren sich nicht wirklich dafür, wer sonst noch so da ist. Sie blicken kurz auf, vielleicht warten sie auch auf jemand und sind dann wieder bei ihrem Tischnachbar. Und wenn nicht, dann beneiden sie Dich vielleicht sogar ein wenig, weil sie sich wünschen, mit Dir tauschen zu können, statt sich die hundertste Geschichte von Tante Ernas Knie-OP anzuhören.

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2. Als Alleinreisende wirst Du ignoriert

Ganz ehrlich, mir ist es eher passiert, dass die Kellner in Deutschland mich und meinen Mann ignoriert haben als dass mich Kellner im Ausland ignoriert haben, wenn ich allein unterwegs war. Ich bin noch nie verhungert und im Zweifel hilft nur eines, wenn Du wartest und wartest und wartest, auch in Deutschland: aufstehen und gehen. Und glaube mir, in den seltensten Fällen gibt es nur ein Restaurant.

Ich gebe aber zu, dass es in arabischen Ländern manchmal etwas schwierig sein kann, als Frau allein unterwegs zu sein. Das hat aber nichts mit Dir persönlich zu tun, sondern schlicht und ergreifend mit der Tatsache, dass es eben ungewöhnlich ist, dass Frauen allein in der Öffentlichkeit unterwegs sind.
Was kannst Du tun? Bestimmt auftreten oder eben gehen.

3. Als Alleinreisende bekommst Du immer den miesesten Tisch

Das ist auch so ein Klischee. Wenn der Laden voll ist, musst Du nehmen, was noch frei ist. Das kann Dir auch in Rothenburg passieren, dass Dir der einzig freie Tisch angeboten wird, der am Klo und mitten im Weg ist. Das hat mit Dir nichts zu tun, sondern es ist einfach voll. Nehmen oder gehen und sich etwas anderes suchen, die Option hast Du immer.
Auch hier, mir ist es noch nie passiert, dass ich den schlechtesten Tisch bekommen habe. Meist konnte ich mir immer den Tisch aussuchen.

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4. Als Alleinreisende langweilst Du Dich

Mal im Ernst, das stimmt nun wirklich nicht oder, besser gesagt, es stimmt nur, wenn Du es zulässt. Ich finde es spannend, Menschen zu beobachten, mir zu überlegen, mit wem sie da gerade zusammensitzen. Sind sie frisch verliebt, ist es ein heimliche Date? Wird gerade ein Geburtstag gefeiert? Über was spricht gerade der ganze Clan, wenn sie so wild gestikulieren? Was bewegt sie? Ist heute gerade ein besonderer Tag für sie? Und die anderen Reisenden am Nebentisch? Woher kommen sie? Du hörst nur ein paar Gesprächsfetzen und versucht, die Sprache und damit ihre Herkunft herauszufinden. Wo mögen sie schon unterwegs gewesen sein? Was haben sie schon erlebt? Sind sie nur Freunde oder ein Paar?

Und wenn Du keine Lust auf Menschen beobachten hast, dann kannst Du Dir Deinen Kindle nehmen und lesen. In den meisten Restaurants in Asien gibt es kostenloses WLAN. Daher kannst Du auch die Zeit nutzen und Deine Mails checken, Deine tollen Erlebnisse auf Facebook oder Twitter teilen oder mit Deinem Liebsten Zuhause chatten
Du siehst also, all die Punkte, die so schrecklich erscheinen, sind es gar nicht.

Lust!

Es kann auch wirklich Spaß machen, allein essen zu gehen. Wie so vieles ist es auch hier eine Frage der Einstellung.

1. Du hast Ruhe

Wie oft warst Du schon mal mit Menschen beim Essen, vielleicht auch bei einem Date und hast Dir gewünscht, irgendwo ganz woanders zu sein? Oder Dein Gegenüber hat nur wie ein Wasserfall geredet und Du konntest Dein Essen gar nicht genießen? Das passiert Dir nicht, wenn Du allein essen gehst. Du bist in der besten Gesellschaft, nämlich in Deiner eigenen. Du kannst in Ruhe essen, keiner quasselt Dich zu, Du musst kein Geschmatze und Geschlurfe Dir anhören und Du kannst in Deinem Tempo das Essen genießen, ohne dass Du auf Deinen Gegenüber warten musst oder er/sie Dir auf den Teller schaut, weil der eigene schon leer ist.

2. Du kannst genau das bestellen, nach was Dir der Sinn steht

Kennst Du das auch? Eigentlich hast Du Lust auf Pasta oder Pizza und alle Mädels um Dich herum bestellen Salat. Kommst Du Dir dann nicht auch komisch vor, wenn Du Pizza oder Pasta beim Italiener bestellst? Ich gebe zu, ab und an gebe ich dem unausgesprochenen „sozialen Druck“ nach und nehme dann auch eine Kleinigkeit, obwohl mir der Sinn nach etwas anderem steht. Ich habe dann einfach keine Lust auf diverse Bemerkungen oder schräge Blicke.

Allein kann Dir das nicht passieren und Du erntest eher neidische Blicke vom Nebentisch, wo gerade eine Frau sich auch einen Salat statt der Lasagne bestellt hat.

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3. Du hast die besten Chancen, neue Menschen kennenzulernen

Gerade weil Du allein unterwegs bist, hast Du die Möglichkeit, andere neue Menschen kennenzulernen. Entweder setzt Du Dich zu jemand dazu, der auch allein ist und sympathisch aussieht oder wenn jemand vorbei geht, der sympathisch ist, dann lächelst Du. Du kannst so prima ins Gespräch kommen und Deinen Gegenüber ein wenig kennenlernen. Wenn es auch Ausländer sind, so wie Du, dann kannst Du ja zunächst einmal die üblichen Fragen nach dem Woher und Wohin stellen. Die Chance ist gut, dass Du auch ein paar Tipps für Deine eigene Reise bekommst. Ich habe so wirklich tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich auch noch lange nach der Reise Kontakt hatte.

Wenn ihr euch nett findet, dann kann sich daraus eine (vorübergehende) Reisegemeinschaft bilden. So ist es mir z.B. auf meiner ersten Thailandreise gegangen und das Ende vom Lied war, dass ich ca. einen Monat mit einer Engländerin unterwegs war.
Stimmt die Chemie nicht, dann war es das. Nach dem Essen geht ihr freundlich auseinander, ohne Verpflichtung. Aber einen Versuch war es dann in jedem Fall wert.

Wenn Du allein bei einem Food Stall, einem Essensstand bist, an dem nur Einheimische essen, dann kommst Du fast nicht aus. Du bist die Attraktion, das Essen rückt ganz schnell in den Hintergrund. Du findest wirklich schnell Kontakt und hast mit Sicherheit einen netten Abend.

Wie üblich solltest Du natürlich auch in männerdominierten Gesellschaften die nötige Vorsicht walten lassen, um nicht im Nachhinein in eine unangenehme Situation zu geraten, aber wenn viele Familien und Frauen dabei sind, ist es eine tolle Erfahrung.

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4. Du hast die Muse, den Tag Revue passieren zu lassen

Das mache ich auch ganz gern, einfach meine Eindrücke vom Tag zu Papier bringen, Menschen beobachten, wieder weiter schreiben. Ich habe am Abend oft mein Tagebuch und einen Stift dabei, schreibe, was ich so erlebt habe, meine Eindrücke, meine Erlebnisse. Und ehe ich mich versehe, dann steht schon das Essen vor mir.

Wie Du beim Lesen mitbekommen hast, ist für mich das allein Essen gehen eher Lust als Frust. Ich hoffe, ich konnte Dir so ein wenig die Angst und die Befürchtung nehmen, dass es etwas ganz furchtbares ist, allein Essen zu gehen.

Und jetzt Du! Wie sind Deine Erfahrungen? Ist allein Essen zu gehen eher Lust oder Frust für Dich?
Bevor ich es vergesse, denke daran, dass Deine Grenzen nur im Kopf existieren.
 
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