Im Anschluss an meinen Aufenthalt in Syrien reiste ich wieder zurück nach Jordanien.
Amman – modern, aber andere Städte fand ich spannender
Nun ist Amman nicht gerade eine alte Stadt und hat auch keine so verwinkelte Altstadt wie Damaskus, aber als Ausgangspunkt für Ausflüge in die nähere Umgebung ist die Hauptstadt Jordaniens allemal geeignet. Ansonst finde ich die Stadt recht langweilig und. In dem Guesthouse, in dem ich schon bei meiner Ankunft geschlafen habe, lernte ich Elena aus Rom kennen. Sie war gerade aus Israel angekommen und hatte, so wie ich, ihre Reise durch das Königreich vor sich. In Jordanien gibt es eigentlich nur 2 Richtungen, in die man fahren kann: Nord-Süd oder Süd-Nord und so muss man sich nicht viele Gedanken über die Reiseroute machen. Einige Tage jedoch blieben wir in Amman und besuchten Jerash und das Tote Meer.
Jerash ist eine alte griechisch-römische Stadt, die von Alexander dem Großen erbaut worden war. Die Stadt war einst eines der wichtigsten Handelszentren der Antike und Mitglied des Zehn-Städte-Bundes (Dekapolis). Nach dem 3. Jhdt verlor Jerash aber immer mehr an Bedeutung und nach der Islamisierung, die jedoch recht friedlich vor sich ging und die meisten Ruinen verschonte, versank die Stadt in der Bedeutungslosigkeit, um Anfang des 19. Jhdts von dem deutschen Orientreisenden Ulrich Seetzen wiederentdeckt zu werden. Viele alte Steine warteten also auf mich. Besonders beeindruckend sind die Amphitheater und Reste der Tempelanlagen. Die Gebäude entlang der Hauptstraße, dem Cardo, sind recht gut erhalten und in den Theatern finden sogar heute noch Festivals statt.
Obwohl mein Bedarf nach den vielen Ruinen in Syrien doch einigermaßen gedeckt war, hat mir der Besuch gut gefallen. Durch einen Torbogen betritt man die Stadt und bald kommt man ins Zentrum, zum ovalen Forum. Die Stadt war recht reich, was sich an den vielen Theatern und Tempeln ableiten lässt. Dann lässt man sich am besten treiben und besucht die Brunnen, die Säulen der Kolonnadenstraße…
Natürlich waren wir auch am Toten Meer und ich muss schon sagen, es ist ein merkwürdiges Gefühl, in diesem See zu schwimmen. Das Wasser ist richtig dicht und fast ölig durch die hohe Salzkonzentration und man sollte wirklich gleich duschen, denn sonst ist man gleich mit einer Salzkruste bedeckt. Und aufpassen, es brennt höllisch, wenn auch nur ein Tropfen Salzwasser in die Augen kommt.
Von Amman Richtung Petra – der King´s Highway
In Amman organisierten wir uns über unser Guesthouse ein Taxi, das uns nach Petra bringen sollte. Auf der Fahrt gibt es auch noch einige Sehenswürdigkeiten zu sehen. Die Fahrt führt am Mount Nebo vorbei, von wo aus dereinst Moses in das Gelobte Land geblickt haben soll, bevor er starb. Die nächsten Stops waren Madaba mit der Mosaikkarte vom Toten Meer, Jerusalem und dem Jordan sowie das Wadi al-Mujib, die jordanische Variante des Grand Canyon. Leider war es recht diesig und so haben wir nicht allzu viel gesehen. Letzter Halt war die Kreuzritterfestung Kerak, die auch recht beeindruckend ist, aber kein Vergleich zum Crak de Chevalier in Syrien.
Petra – Indiana Jones und die Nabatäer lassen grüßen
Petra selbst ist einfach das absolute Highlight in Jordanien. Zuerst läuft man durch den etwa zwei Kilometer langen Siq. Allein dieser Weg ist schon beeindruckend. Der Sandstein hat verschiedenste Farben, weiß, gelb, violett, rot, blau, braun. Diesem Gang folgt man, bis man vor dem berühmtesten Bauwerk der alten Nabatäerstadt, dem Schatzhaus al-Kazneh, steht und man fühlt sich wie in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“. Am frühen Morgen, wenn kaum Touristen da sind, ist es einfach phantastisch und atemberaubend. Doch Petra besteht nicht nur aus diesem einen Gebäude. Es gibt viele Wanderwege, z.B. zum sog. Kloster oder zum hohen Opferplatz. Ist zwar etwas anstrengend, wenn man keine Kondition hat, lohnt sich aber in jedem Fall und 2 Tage sind das absolute Minimum, um Petra ein wenig kennenzulernen. Die Felsen, die sowohl innen in den Gebäuden als auch außen an den Fassaden, sind so farbenprächtig, dass man fast nicht glauben kann, dass alles von der Natur geschaffen wurde.
Endlich wieder Wüste – Wadi Rum
Von Petra aus ist es nicht weiter schwer, nach Wadi Rum zu kommen. Fast jedes Hotel bietet Transportmöglichkeiten an, jedoch kann es passieren, dass man als Rucksackreisender auf der Strecke bleibt, wenn plötzlich eine viel lukrativere Reisegruppe auch in selben Hotel bucht. So ist es zumindest Elena und mir ergangen, aber nach einigem Hick-Hack haben wir dann doch noch einen Fahrer bekommen und dann konnte es losgehen, auf den Spuren von Lawrence von Arabien. Jeder Bus und jedes Taxi endet in einem Camp, von wo aus man in das Wadi startet. Da der Preis für Wagen und Fahrer berechnet werden, egal wie viele Leute dabei sind, tut man gut daran, sich mit mehreren Leuten zusammenzuschließen.
Letztendlich waren wir dann zu dritt, Elena, John (ein Schotte, der sich mit uns bereits das Taxi von Amman nach Petra geteilt hat) und ich. Im Angebot der Beduinen stehen verschiedene Touren von unterschiedlicher Dauer, aber wir waren uns einig, dass wir in der Wüste übernachten und dann nach Aqaba wollten. Die ersten Stops waren recht überlaufen (Frankreich muß zu dieser Zeit völlig entvölkert gewesen sein, so viele französische Touristen waren unterwegs) und man konnte sich Felszeichnungen ansehen und fuhr an beeindruckenden Szenerien vorbei. Das Wadi war einfach beindruckend. Es ist keine Wüstenlandschaft, wie man es sich aus der Sahara vorstellt, sondern von Wind und Wetter geformte Felsen ragen aus dem Boden und ab und an sieht man auch die Zelte der Beduinen.
Die Nacht verbrachten wir in einem Beduinenzelt. Man mag Vorbehalte haben, so in das Leben von fremden Menschen in einer so völlig anderen Kultur einzudringen, aber realistisch gesehen, sie verdienen Geld damit, um sich z.B. Benzin zu kaufen oder ihren Wassertank zu füllen. Komisch ist´s schon, aber auf der anderen Seite, so eine Nacht in der Wüste ist auch ein besonderes Erlebnis.
Die Gastfreundschaft der Beduinen haben wir hautnah erlebt. Es gab seeeehr viel seeehr süßen Tee, wie man ihn überall im Orient bekommt und auch einen kleinen Snack, irgendetwas von der Ziege. Nun, diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich ziemlich heikel sein kann, was undefinierbares Essen angeht. Ich entwickele ein geradezu chirurgisches Geschick, um alles was glibbert, wegzuschneiden. Nun, so ohne Messer ist guter Rat teuer und die Devise hieß Augen zu und durch. Ich dachte, ich hätte schon das schlimmste überstanden, aber dann kam das Abendessen. Und da hing teilweise noch das Fell an den Knochen. Guten Appetit! Wir aßen kaum was und das freute wiederum die Frauen und Kinder, denn dort bekommen sie das, was übrig bleibt, wenn die Männer und Gäste gegessen haben. Und nach uns blieb wirklich viel übrig.
Nach dem Essen schauten wir uns von einem nahen Felsen den Sonnenuntergang an. Immer wieder beeindruckend und einfach nur schön. Wir waren recht froh, dass wir uns hatten, denn die Männer (unser Fahrer und unser Gastgeber) ratschten auf Arabisch. Irgendwann war Schlafenszeit und ich war doch froh um den geliehenen Schlafsack, denn in der Wüste kann es nachts wirklich sehr kalt werden. Und von wegen, dass man in der Wüste die Stille hören kann. Das mag sein, wenn man allein ist, in einem Beduinenzelt ist ständig was los, und wenn es nur die Tiere sind, die meckern, bellen, winseln oder sonstige Geräusche von sich geben.
Am nächsten Morgen brachen wir auf, recht hungrig, denn wir haben auf das Frühstück, das aus einer undefinierbaren grünlich-fettigen Reismasse bestand, dankend verzichtet. Gut, dass wir uns vor der Abfahrt im Camp noch mit Lebensmitteln eingedeckt hatten. Es ist erstaunlich, wie gut zwei Tage altes Fladenbrot schmecken kann…
Wie dereinst Lawrence von Arabien – Durch die Wüste nach Aqaba
Frisch gestärkt fühlten wir uns wirklich ein wenig wie Lawrence, als wir von Norden Richtung Aqaba vorstießen. An einer Hauptstraße hatte unsere Fahrt ein jähes Ende. Wir drei haben damit gerechnet, dass wir bis nach Aqaba gefahren werden, von Aussetzen an der Hauptstraße war keine Rede gewesen. Egal, es war einfach so. Aber unser freundlicher Beduine sah auch schon einen Überlandbus (etwas größer als ein kleiner VW-Bus) kommen, der in die richtige Richtung fuhr, hielt ihn an und so kamen wir dann doch ans Rote Meer.
In Aqaba sollte man eines nicht tun, nämlich als Frau am öffentlichen Strand baden, wenn man nicht zum Objekt der Begierde aller Araber in der näheren und weiteren Umgebung sein möchte. Die Alternative ist, für die Ruhe am Strand zu zahlen und bei einem der größeren Hotels gegen Bares den hoteleigenen Strand zu nutzen. Was man auch noch unternehmen kann, klar, das ist eine Schnorcheltour. Leider kamen wir nicht gerade weit und das Boot blieb auch relativ nahe am Strand, so dass wir zwar einige Fische sahen, aber meistens dann doch zerstörte Korallenbänke und eben nicht die aus dem Fernsehen so bekannte spektakuläre Unterwasserwelt. In Aqaba trennten sich dann auch unsere Wege, Elena fuhr wieder zurück nach Israel, John weiter nach Ägypten und ich machte mich nach einigen Strandtagen wieder auf den Weg nach Amman.
Das Ende der Reise naht…
Von Amman aus unternahm ich dann doch noch einen vom Guesthouse organisierten Ausflug und zwar zu den Wüstenschlössern. Nun, ich war etwas aus Syrien verwöhnt, denn dort meint Wüstenschloss oder -festung wirklich eine Anlage mitten in der Wüste und man muss auf einer Piste hinholpern. In Jordanien liegen diese Gebäude an der Hauptstraße, schnell und bequem zu erreichen. Hat auch seine Vorteile, aber auch einen Nachteil, man ist nicht allein. Um einen Tag interessant zu verbringen allemal zu empfehlen.
Und das war´s dann auch schon mit meinem Ausflug in den Orient. Die Heimat rief und ich flog nach 4 superspannenden, ereignisreichen und interessanten Wochen zurück.
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