Vielleicht fragst du dich, was dieser komische Titel zu bedeuten hat. Wiesengänger? Was soll das sein?

Nun, ich war vor kurzem einmal wieder im Allgäu unterwegs. Diese Ecke Deutschlands ist ein Paradies für Wanderer und bietet unglaublich viel Natur, aber auch Kultur.

Allgäuer Wandertrilogie

Um diese abwechslungsreiche Landschaft dir und mir näher zu bringen, entstand eine wunderbare Wandertrilogie , die drei Themen hat: Wiesengänger, Wasserläufer und Himmelsstürmer.

Die Wiesengänger-Route führt mit 463 Kilometern durch traumhafte Hügellandschaften und ist eher etwas für Leute wie mich, die es eher gemütlich mögen. Die Touren sind eher entspannende Spaziergänge und stellen keine allzu große Herausforderung an die sportliche Fitness. Der Fokus liegt hier eindeutig auf Genuss und Kultur, genau das Richtige für mich. Da war mein Bloggerkollege Hubert, mit dem ich unterwegs war,  schon deutlich fitter und schon als Gipfelstürmer unterwegs, aber jeder, so wie es ihm taugt.

Sportlicher geht es bei den Wasserläufern zu. Da braucht es schon etwas mehr Kondition, wenn du die zahlreichen Seen und Wasserfälle auf 384 Kilometern erkunden willst.

Wirklich gute Kondition und am besten auch alpine Erfahrung brauchst du als Himmelsstürmer, wenn es hoch in die Berge geht. Mit 342 Kilometern ist es die kürzeste Route, aber auch die herausforderndste.

Ich durfte an einem Wochenende einige Highlights als Wiesengängerin erleben, über die ich dir ein wenig erzählen will.

1. Marktoberdorf

Marktoberdorf war der Startpunkt meiner Wiesengängertour.

Viel historisches wirst du in der netten kleinen Stadt nicht finden, denn ein verheerender Brand hat den alten Kern bis auf ganz wenige Häuser zerstört. Dennoch hat sich Marktoberdorf seinen ländlichen Charme bewahrt.

Über der Stadt thront die Pfarrkirche St. Martin und das kurfürstliche Schloss. Das kannst du nicht besichtigen, denn dort sind heute die Bayerische Musikakademie und das Vermessungsamt untergebracht.

Dennoch lohnt es sich, zur Kirche hinaufzusteigen, denn dort beginnt die 2 Kilometer lange Lindenallee. Sie gehört schon zur Wiesengängerroute und führt dich durch die sanfte Voralpenlandschaft. Wenn das Wetter passt, siehst du auch ein tolles Alpenpanorama. Ich hatte leider kein Glück und mehr als einmal habe ich gehört, was ich eigentlich sehen könnte, wenn es nicht so diesig wäre. Schade, aber vielleicht beim nächsten Mal…

Für einen kleinen Spaziergang bietet sich der Buchel, das Naherholungsgebiet von Marktoberdorf an. Ein kleiner Rundweg führt durch das Gebiet und du wirst dort auch Rübezahl begegnen. Diese Sagengestalt hat eigentlich nichts im Allgäu verloren, sondern gehört ins Riesengebirge. Aber das Flüchtlingsthema ist nicht nur ein aktuelles Phänomen, sondern es gab es schon früher. Flüchtlinge, die in Marktoberdorf gastfreundlich aufgenommen wurden, haben die Statue als Dankeschön im Wald errichten lassen.

Aber Rübezahl passt als Sagengestalt wunderbar zu diesem Ort, denn gerade hier gibt es viele Sagen und Legenden.

So erzählt man sich, dass der Buchel eigentlich ein Drache ist, der dem Ort Schutz bietet.

Und dann gibt es auch noch die Teufelseiche. Da gibt es die Geschichte von dem Bauern, der den Teufel überlistet hat. Er versprach seine Seele dem Teufel, wenn er ihm eine gute Ernte schenkt, aber es gab eine Bedingung: der Teufel sollte die Seele nur bekommen, wenn die Eiche alle Blätter verliert. Der Bauer war clever und wusste, dass der Baum eigentlich zwei Bäume sind, eine Winter- und eine Sommereiche. Und die Wintereiche verliert ihre Blätter erst nach dem Winter, wenn die Blätter der anderen schon langsam sprießen. Und so wartet der Teufel noch heute auf die Seele, denn der Baum hat immer Blätter.

2. Das Römerbad in Kohlhunden

Wenn du die Wiesengänger-Tour bei Marktoberdorf machst, dann solltest du in jedem Fall das Römerbad besuchen.

Beim Bau der Umgehungsstraße wurden 2001 die Fundamente eines römischen Gutshofes entdeckt. Heute kannst du zwischen Mitte April und Ende Oktober die Fundamente des Bades jeden Sonntag von 10:00 bis 12:00 kostenlos besichtigen und das lohnt sich wirklich.

Das kleine Museum ist mit viel Liebe und Hingabe eingerichtet und die freiwilligen Helfer sind sehr engagiert. Du merkst an ihren Erklärungen und bei der Führung, wie viel Herzblut in dem Projekt steckt. Vergiss nicht, das mit einer kleinen Spende zu honorieren, denn so finanziert sich dieses Museum. Im Sommer finden auch zahlreiche Veranstaltungen statt und lassen die Vergangenheit aufleben.

Wie das Römerbad früher ausgesehen mag zeigt ein kleines Modell. Viele Schautafeln informieren anschaulich über das Leben der alten Römer in der Provinz Raetia, wie die Region früher hieß.

Ein kleiner nachgebauter Altar für die Hausgeister, Repliken der hier gefundenen Opfergaben, ein Modell des gesamten Hofes und einige Ausgrabungsgegenstände komplettieren die Sammlung.

Wenn es ein heißer Tag ist, dann kannst du dich ganz in der Nähe im Kuhweiher abkühlen. Das ist ein offizieller Badeteich, aber du musst dir ein Eckchen zum Umziehen suchen. Leider gibt es dort weder Umkleiden noch Toiletten.
Dafür haust auch dort eine Sagengestalt, das Klobunzele. Rufst du 3x seinen Namen freut er sich und vielleicht tanzt er sogar für dich. Rufst du seinen Namen nur ein oder zwei Mal, dann spritzt dich eine Wasserfontäne nass.

3. Kaufbeuren

Wie viele dieser freundlichen Orte im Allgäu hat Kaufbeuren eine schöne Altstadt mit gemütlichen Restaurants, nette Cafés und einen historischen Kern. Was zeichnet also Kaufbeuren und warum solltest du einen Abstecher dorthin machen, wenn du im Allgäu bist?

Nun, für mich sind es zwei Punkte: Die gotische St.Blasius-Kirche und der Klosterberggarten. Wer mich kennt weiß, dass ich mit Kirche nicht wirklich etwas am Hut habe. Aber gotische Kirchen haben für mich das gewisse Etwas. Ihre Ruhe und klare Struktur finde ich einfach schön. Mit Barock oder Rokkoko kann ich nichts anfangen.
Wenn du Glück hast und die Kirche offen ist, solltest du hineinschauen. Die alten Fresken sind teilweise noch erhalten, ganz zart und filigran.
Ganz im Gegensatz dazu sind die Bildtafeln, die in Mittelhochdeutsch die Martyrien der Heiligen beschreiben und in drastischen Bildern zeigen. Auch die Altarfigur des heiligen Erasmus zeigt die Spindeln, die ihm unter die Nägel gerammt wurden. Die Kirche ist nur sporadisch geöffnet. Sie kann vom Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 11 sowie 14 und 16 Uhr besucht werden. Auch wenn sie geschlossen ist, der Blick auf die Altstadt lohnt sich auch.

Mein anderes Highlight war der Klosterberggarten. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde er noch von den Nonnen des gegenüberliegenden Crescentiakloster als Gemüsegarten bewirtschaftet. Die heilige Crescentia prägt auch die Altstadt und muss eine ganz besondere Frau gewesen sein. Aber das ist eine längere Geschichte.

Der Garten schmiegt sich in gewundenen Wegen den Berg hinauf. Immer wieder findest du kleine Nischen, witzige Skulpturen und liebevolle Details zwischen der wunderbaren Pflanzen- und Blütenpracht. Bänke laden zum Verweilen ein und dazwischen immer wieder Reflexionsfragen, die dich wieder auf das Wesentliche besinnen lassen. Die Fragen stammen aus dem Sonnengesang des heiligen Franziskus und natürlich katholisch geprägt. Aber das heißt nicht, dass du sie dir doch nicht einmal durchlesen und darüber nachdenken solltest.

Im Sommer finden immer wieder Sonnengesänge im Garten statt. Durch die amphitheaterähnliche Anlage ist die Akustik auch besonders schön.
Wenn du mehr über den Garten erfahren willst, dann solltest du an einer kostenlosen Führungen teilnehmen. Sie finden immer am ersten und dritten Montag von Mai bis September statt.

4. Bad Wörishofen

Mit Bad Wörishofen verbindet man Pfarrer Kneipp, Kneipp-Kuren und einen gewissen Altersdurchschnitt. Was soll man also in Bad Wörishofen machen?
Nun, zunächst führt auch eine Wiesengängerroute durch den Wald an Feldern vorbei in die Stadt, ein netter Einstieg.

Und dann hat die Stadt einen einfach umwerfenden Kurpark zu bieten und der kann sich wirklich sehen lassen.
Der Park ist mit 163.000 m2 riesig und bietet unterschiedliche Bereiche.

Da ist zunächst einmal der wunderschöne Rosengarten mit mehr als 500 Sorten und über 6000 Rosenstöcken. Das ist eine Pracht, an der du dich kaum sattsehen kannst. Viele Rosen duften, manche sind einfach nur schön. Da wollte einmal mehr der Mensch der Natur ins Handwerk pfuschen und duftende Schönheiten züchten. Oft ist es gelungen, aber eben nicht immer. Dass man die Natur eben nicht immer beherrschen kann finde ich persönlich dann doch wieder ganz gut.

Der Duft- und Aromagarten hat einen ganz anderen Charakter. Je nachdem, wie viel Sonne oder Schatten die Kräuter brauchen, gibt es einen Sonnen- und einen Mondteil. Die unterschiedlichsten Heilpflanzen und duftenden Kräuter haben hier ein Zuhause gefunden. Folge einfach deiner Nase. Lasse dich vom Lavendel beruhigen, von der Pfefferminze anregen oder schnuppere im Herbst den Duft des Kuchenbaums, wenn sich seine Blätter verfärben und nach Lebkuchen duften.

Einige der Kräuter findest du in den drei Heilkräutergärten wider. Sie geben dir einen kleinen Einblick in die Heil- und Küchenkräuter, wie sie im 9., im 16. Jahrhundert und heute verwendet und angebaut wurden.

Im ganzen Park kannst du dich auf gemütlichen Holzliegen entspannen, auf der kleinen Halbinsel am See die ungewöhnlichen Bänke für einen Plausch nutzen oder deinen Füßen ein Abenteuer gönnen, indem du dem Barfußweg folgst.

Übrigens kannst du hier mitten im Allgäu auch Meeresklima genießen. Das glaubst du nicht? Dann atme tief ein und setze dich auf eine der Bänke rund um die Gradieranlage. Solewasser aus Bad Winsheim fließt über Schlehdornäste und lässt dich durchatmen. Da fehlt eigentlich nur noch das Rauschen des Meeres…

Und so ganz nebenbei, die 5 Säulen des ganzheitlichen Naturheilverfahrens nach Kneipp sind alles andere als verstaubt, sondern aktueller denn je, ganz unabhängig davon, wie alt du bist. Das sind Wasser als Quelle des Lebens, Bewegung als aktivierende Energie, Ernährung als Sinnes- und Gaumenfreude, Heilpflanzen als natürliche Medizin und Balance für einen ausgeglichenen Geist.

5. Mindelheim und das Frundsbergfest

Mindelheim habe ich bereits schon einmal besucht und fand gerade die Altstadt richtig schnuckelig. Mit mittelalterlichen Städtchen kann man mich eben immer locken.

Bei diesem Besuch war es wirklich fast eine kleine Zeitreise, denn in dieser tollen Kulisse findet alle drei Jahre das Frundsbergfest statt. Dann erwacht das Mittelalter zu neuem Leben. Die Stadt ist voll von Menschen in Gewandung, es gibt Lagerleben, Handwerker, Verkaufsstände und natürlich auch Essensstände mit vielen Leckereien.

Mein persönlicher Favorit war das Knobibrot. Da wurde wirklich jedes einzelne Brot mit viel Liebe gestaltet. Jede Olive, jede Peperoni, jede Jalapeno-Scheibe wurde sorgfältig auf dem dick mit einer Knoblauch-Quark-Mischung bestrichenem Brot drapiert, egal, wie lang die Schlange war. Und es hat sich gelohnt!

Das Frundsbergfest geht über zwei Wochenenden und immer am Sonntag um 14 Uhr findet der Festumzug statt. Den solltest du dir nicht entgehen lassen. Mehr als 2500 Menschen und verschiedene Wägen ziehen in gut 1,5 Stunden an dir vorbei. An sonnigen Tagen ist daher Kopfbedeckung und etwas zu trinken Pflicht, denn die schattigen Plätze sind rar.

Tipps für deine Reise ins Allgäu

1. Übernachtung

In Marktoberdorf habe ich im Hotel Hirsch übernachtet. Die Zimmer sind einfach, aber nett eingerichtet. Nimm am besten eines, das nach hinten geht, denn manchmal kann es zur Straße hin laut werden.

In Kaufbeuren war ich im Hotel am Turm. Die Zimmer sind klein, aber modern eingerichtet und die Dusche war riesig. Das Hotel liegt recht zentral an der Stadtmauer in der Nähe des runden Turms. Der Busbahnhof ist auch in der Nähe.

Beide Hotels haben gut funktionierendes WLAN und ein leckeres Frühstücksbuffet. Vor beiden Hotels gibt es auch Parkmöglichkeiten, wenn du mit dem Auto unterwegs bist.

2. Essen

In Marktoberdorf kann ich dir das Restaurant „Zum Sailer“empfehlen. Das Essen ist wirklich lecker und der Koch versteht sein Handwerk. Innen ist es geschmackvoll eingerichtet, genau der richtige Ort, um sich für die Wanderung am nächsten Tag gut zu stärken.

Rustikaler ist es in der Skihütte bei Kaufbeuren, aber nicht minder lecker. Ich hatte den Forellenburger und der war wirklich gut, aber auch sehr sättigend.

3. Unterwegs

Meine klare Empfehlung ist, dass du mit dem Auto unterwegs bist. Ja, es gibt Busse und Züge, aber du bist in einer ländlichen Region. Da kann es schon mal mit den Verbindungen etwas sparsam werden. Mit dem Auto bist du einfach flexibler.

Und jetzt Du! Welche Tipps hast Du für die Region? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

Bevor ich es vergesse, denke daran, dass Deine Grenzen nur im Kopf existieren.

{Offenlegung: Zu dieser Reise wurde ich von der Allgäu GmbH eingeladen.Vielen Dank dafür! Ich gebe meine persönlichen Eindrücke wieder. Auf meinen Bericht hatte die Einladung keinen Einfluss und mir wurden auch keine Vorgaben hinsichtlich des Inhalts gemacht.}

 
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