Ich nehme Dich heute einmal mit nach Myanmar, in das Jahr 2004, als ich mit dem Rucksack vier Wochen unterwegs war.

Damals waren noch die Verhältnisse andere als heute, es war eine rigide Diktatur und gefühlt wurde an jeder Ecke der Pass kontrolliert. Ich würde gern wissen, ob tatsächlich meine Route nachverfolgt wurde, denn bei jedem Ticketkauf – und wenn es nur eine Fähre war – musste ich damals meine Passnummer in ein Formular eintragen. Aber das war ok, ich hatte eine tolle Zeit in diesem wunderschönen Land.
Aber bevor ich noch ins Quatschen komme, lies lieber meinen Bericht, viel Spaß:

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Abreise aus Mawlamyaing

Ich hatte gehört, dass die Bootsfahrt von Mawlamyaing nach Hpa-An einfach traumhaft schön sein sollte und so machte ich mich nach 3 Wochen auf den ausgetretenen Pfaden daran, diese zu verlassen und ein Stückchen des ursprünglichen Myanmar im Osten zu entdecken.

Der Morgen versprach einen schönen Tag mit viel Sonnenschein und nach dem Frühstück brachte mich der freundliche Hotelbesitzer in Mawlamyaing zur Anlegestelle.

Der Weg zum Ticketschalter war mit kleinen Ständen gesäumt, bei denen man sich noch mit Wasser, Obst und anderen Kleinigkeiten versorgen konnte, denn die Bootsfahrt sollte etwa 6 Stunden dauern.

Wie üblich in Myanmar musste ich erst einmal meinen Reisepass zücken, als ich das Ticket kaufen wollte. Auch hier wurde er wie schon so oft genau geprüft, das Visum begutachtet, das Foto angeschaut und die Reisepassnummer auf dem Ticket notiert. Der Durchschlag blieb beim Beamten, der dann die Dollar entgegennahm. Fahrpreis in Kyat, der Landeswährung, zahlen ging nicht, immer nur harte Dollar, aber bitte unbeschädigt.

Das Boot selbst war eine der einfachen Fähren, die die Einheimischen benutzen.

Unterwegs auf dem trägen Fluss

Im unteren Teil machten es sich die Familien, vor allem Frauen, mit ihrem Gepäck bequem, da wurde geschlafen, gekocht, gegessen. Zwischen Kartons spielten Kinder, zusammengeschnürte Bündel aus Getreide wurden zwischen großen Plastiksäcken gequetscht, kleine Brenner wurden ausgepackt. Kichern, verstohlene Blicke auf die fremden Weißen, kichern und Flüstern in einer so fremden Sprache

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Auf dem offenen Oberdeck waren die wenigen Klappstühle recht schnell von den Burmesen belegt. First come, first serve und das war auch völlig ok.

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Ich fand in meinem Rucksack auch eine gemütliche Lehne und die Hauptsache war, dass ich die Beine ausstrecken und einfach die vorbeiziehende Landschaft und das Leben am Fluss beobachten konnte.

Schnell hatte das Boot die Mawlamyaing hinter sich gelassen und nun zogen Pagoden mit ihren goldenen Stupas und Reisfelder vorbei, auf denen die Bauern mit ihren Ochsen arbeiteten.

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Es war ein wenig wie eine Reise in die Vergangenheit, die Zeit schien still zu stehen und der Anblick war vor 80 oder 100 Jahren sicher nicht viel anders.

Gemächlich zog das Boot an Dörfern vorbei, deren Häuser so nah am Fluss gebaut waren, dass sie auf Stelzen standen. Hunde dösten im Schatten es waren kaum Menschen zu sehen. Die Mittagshitze forderte langsam ihren Tribut.

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Das Boot hielt insgesamt drei Mal an und jedes Mal gab es ein großes Hallo.

Frauen, die ganz traditionell ihr Gesicht mit Thanakha Paste vor der Sonne schützten, boten vom Ufer aus ihre Waren an, meist frisches Obst, gebratenes Geflügel oder kleine Häppchen, bei denen ich nicht erkennen konnte, um was es sich handelt. Und bei dem ich, ich gebe es zu, zu feige war, es zu probieren.

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Reisende verließen die Fähre und wurden von ihrer Familie oder Freunden begrüßt, andere kamen an Bord und suchten sich einen Platz im Schatten. Schnell kehrte Ruhe ein, nachdem das Boot wieder abgelegt hat.

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Alte Frauen zündeten sich ihre Zigarren an, der Qualm zog mir in die Nase und ich roch den Tabak. Meist waren es Zigarren, deren Deckblatt aus alten Zeitungen bestand und mit Leim zusammengehalten wurde.

Mönche unterhielten sich etwas abseits, murmelten leise miteinander, die Kinder wurden langsam schläfrig, denn es wurde immer heißer. Auch wenn der Fahrtwind etwas Kühlung brachte und die heiße Jahreszeit noch weit entfernt war, es war heiß und das Brummen der Motoren trug zur allgemeinen Schläfrigkeit bei.

Die Landschaft änderte sich, aber irgendwann sind Pagoden, Reisfelder und Dörfer einfach nicht mehr so spannend und die Augen fielen auch bei mir einfach zu.

Manchmal stieg aus den unteren Decks ein Geruch nach Essen nach oben, nach exotischen Gewürzen. Ein Lachen erklang und leise hörte ich das Klappern von Tellern und Töpfen.

Erst später, als die Sonne nicht mehr ganz so hoch war, wurde es wieder lebhafter am Thanlwin, der träge durch das Land floss.

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Fischer waren mit ihren kleinen Booten unterwegs, warfen die Netze aus und ab und an sah ich, als sie sie herauszogen, kleine glitzernde Fische, die sich darin verfangen haben. An diesem Abend würde es nicht nur Reis geben.

Am Ufer waren am späten Nachmittag auch wieder mehr Menschen unterwegs.

Frauen wuschen die Wäsche, Männer badeten in einigem Abstand, Kinder plantschten im Wasser und winkten fröhlich dem vorbeiziehenden Boot zu.

Hier und da lag auch ein Ochse gemütlich wiederkäuend im trüben Wasser und genoss sichtlich die Abkühlung nach der Arbeit auf dem Feld, genauso wie die Menschen.

Irgendwann gegen Abend veränderte sich auch die Landschaft.

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Die Karstlandschaft von Hpa-An taucht auf

Karstfelsen erhoben in der Ferne. Erst sah ich sie nur im blauen Dunst, doch dann kamen sie näher und hoben sich deutlich gegen den Himmel ab.

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Mit ihren bizarren Formen waren sie eine dramatische Kulisse für die untergehende Sonne, die wie in den Tropen üblich, recht rasch versank.

Kurz nach Sonnenuntergang legte das Schiff in Hpa-An an. Langsam stieg ich die Uferböschung hoch, um mir eine Unterkunft zu suchen und dann am nächsten Tag die Umgebung zu erkunden.

Aber über Hpa-An werde ich ein anderes Mal erzählen.

Und jetzt Du: Warst Du schon einmal in Myanmar und bist Du auch etwas abseits der bekannten Routen gereist? Magst Du einmal hinfahren oder wo zieht es Dich hin? Verrate es mir in den Kommentaren.
Und denke daran – die meisten Grenzen gibt es nur im Kopf!
 
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