Um erst einmal den Namen zu klären – vielleicht kennst Du auch das Buch von Karl May „Im Land der Skipetaren“, denn er hat nicht nur über Winnetou geschrieben: Die Albaner nennen sich selbst Shqipëri und daher kommt eben die Bezeichnung.

Ich habe nur einen Bruchteil von Albanien gesehen, aber ich teile gern meine Eindrücke mit Dir. Und wer weiß, vielleicht kommt ja auch einmal ein ausführlicherer Bericht, denn auf den Balkan werde ich sicher noch einmal zurückkehren.

Auf mich hat Albanien einen gemischten Eindruck gemacht.

Zum einen hat mich die Landschaft teilweise mit den Olivenhainen und den sanften Hügeln stark an Italien erinnert, zum anderen war ich überrascht, dass es so viele deutsche Edelkarossen gibt und gleichzeitig auch noch die Menschen mit Pferdefuhrwerken unterwegs sind.

Du siehst noch viele Bunker an den Straßenrändern, die teilweise heute ganz harmlos als Getreidespeicher oder Vorratslager genutzt werden.

Halb fertige Eisenbahnbrücken stehen in der Landschaft, Zeugen der sozialistischen Vergangenheit und der kurzen Freundschaft zwischen Jugoslawien und Albanien im letzten Jahrhundert.

Es tut sich gerade unheimlich viel und es wird auch viel in die Infrastruktur investiert. Straßen werden gebaut, Hotels, Häuser und Albanien richtet seinen Blick in Richtung Zukunft und Europa.

Aber mein Eindruck war, dass noch viel getan werden muss, aber auch getan wird. Im Moment (2016) hat das Land sicher noch die Faszination des Neuen und Unbekannten und wenn Du ein wenig abenteuerlustig bist, dann solltest Du möglichst bald hinreisen.

Auch wenn viele Albaner offiziell Moslems sind, die Jahre der atheistischen Diktatur haben ihre Spuren hinterlassen. Die Menschen feiern hier alle Feiertage, egal, ob sie orthodoxen, katholischen oder islamischen Ursprungs sind. Macht das Völkchen recht sympathisch, finde ich.

Aber auch als Frau wirst Du Dich dort nicht anders fühlen wie in anderen südeuropäischen Ländern. Ich will damit sagen, dass Du keine größeren Bedenken haben musst, aber Du wirst sicher nicht viel Verständnis ernten, wenn Du mit Hot Pants und Tank Top dort herumläufst.

Berat

Berat selbst hat zwei Attraktionen: Den Stadtteil Mangalem mit den 1000 Fenstern und die Festung Kalaja.

Ob es in Mangalem tatsächlich 1000 Fenster gibt, weiß ich nicht, denn ich habe sie nicht gezählt.

Aber der Ortsteil hat wirklich viele Fenster und die Bauweise ähnelt der von Ohrid in Mazendonien, unten schmal, oben breiter werdend. Auf den Trick, den Osmanen mit schmalen Grundrissen weniger Steuern zu zahlen, sind sie hier auch gekommen.
Die Altstadt ist übrigens UNSECO-Weltkulturerbe, wieder ein Punkt mehr auf meiner Liste und einen Besuch wert. Den Stadteil Mangalem erreichst Du übrigens über eine alte Steinbrücke aus dem 17. Jhdt.

Die Festung liegt ein wenig außerhalb, da kommst Du am besten mit dem eigenen Wagen oder einem Taxi hin.

Der mit unregelmäßigen Steinen gepflasterte Weg zur Festung hinauf ist ziemlich rutschig. Vor allem wenn die Steine nass sind, wird es eklig, aber auch in trockenem Zustand sind sie nicht ohne, also pass besser auf, vor allem beim Abstieg.

In der Festung selbst leben noch etwa 100 Familien und es gibt kleine Restaurants und Cafes.

Ich empfehle Dir eine gemischte Vorspeisenplatte, aber den kleinen Teller. Der reicht mehr als genug! Ich habe in einem kleinen Restaurant gegessen. Es ist im Prinzip das erste auf der rechten Seite, wenn Du durch das Tor trittst und dann den rechten Weg weiter nach oben nimmst. Direkt daneben ist ein kleines Antiquitäten-/Souvenirgeschäft und ein anderes Restaurant ist genau gegenüber. Auch weiter oben sind noch kleine Cafes, Du wirst also nicht verhungern oder verdursten.

An typischen Souvenirs kannst Du gehäkelte oder bestickte Tischdecken, Überreste aus der kommunistischen Zeit mehr oder weniger alten Trödel oder gestrickte Mützen mit dem doppelköpfigen Adler, dem Symbol von Albanien, kaufen.

Von den Burgmauern hast Du einen tollen Blick auf Berat und die Landschaft.

Sie erinnerte mich ein wenig an Italien, sanfte Hügel, viele Olivenbäume, Felder und kleine Häuser mit roten verwitterten Dachschindeln.

Hühner laufen herum und Du kannst Dir die Überreste des Minaretts der roten Moschee und die Überreste der weißen Moschee anschauen.

Die vielen alten Kirchen, die wie Wohnhäuser aussehen und so der Zerstörung durch die Osmanen entgangen sind, sind leider meist zu. Nur ein Wächter hat den Schlüssel und wo der dann gerade unterwegs ist, das weiß nie jemand so genau.

Auf einem Platz siehst Du übrigens auch einen großen steinernen Kopf. Der stellt Konstantin den Großen dar, der sich als erster römischer Kaiser zum Christentum bekannt hat.

Aber auch so lohnt sich ein Bummel durch die schmalen Gassen, in denen es kaum Verkehr gibt. So ist ein Besuch der Festung eine kleine Zeitreise.

Durres

Durres ist ein Ort am Meer und daher reiht sich auch ein Hotelkomplex an den anderen. Die meisten in der Stadt sind nicht gerade großzügig gestaltet, sofern ich das sehen konnte und viele haben auch keinen Pool. Da lohnt es sich schon, ein wenig außerhalb, aber dafür mit Garten und Pool zu wohnen.

Wegen des großen Hafens ist Durres nach der Hauptstadt Tirana die wichtigste Wirtschaftsmetropole des Landes.

Die Lage am Meer hat auch zum Bauboom der Hotels geführt und ich kann mir schon ganz gut vorstellen, dass es im Sommer hier ganz schön voll wird.

Außer Baden kannst Du in der Stadt selbst eine alte venezianische Festung besuchen.

Überall in der Stadt gibt es archäologische Ausgrabungen, auch direkt innerhalb der alten Mauern, wie das einzige Amphitheater des Landes.

Um das Amphitheater sind die Mauern farbenfroh mir Streetart bemalt. Teilweise sind die Gebäude sehr pompös und neu, teilweise ziemlich heruntergekommen.

Du kannst noch ein wenig an der Uferpromenade entlanglaufen, Denkmäler von Freiheitskämpfern und antiken Kriegern bewundern, aber das war es auch schon so ungefähr, was Du in Durres machen kannst.

Tirana

Ich bin ehrlich, Tirana habe ich nur durch Busfenster gesehen und es hat auch etwas geregnet. Nicht die besten Voraussetzungen, um über die Stadt zu berichten, aber ich mache es dennoch. Einen Eindruck konnte ich ja immerhin doch gewinnen.

Zunächst fällt auf, dass die Gebäude relativ bunt sind, also für eine ehemalige kommunistische Metropole. Das liegt am ehemaligen Bürgermeister und jetzigem Regierungschef Edi Rama, der selbst Künstler ist. Er hat beschlossen (und umgesetzt), dass die ehemals tristen und grauen Gebäude der Stadt bunter und freundlicher werden. Ich finde, das ist ihm auch gut gelungen.

Nichtsdestotrotz ist durchaus auch noch die Vergangenheit präsent, wie beispielsweise mit der Pyramide, in der sich der ehemalige Dikator Enver Hoxha nach seinem Tod mumifiziert ausstellen lassen wollte. Ironischerweise hat nun dort ein Radiosender namens Mummy dort seinen Sitz. Humor haben sie ja, die Albaner.

Ansonsten siehst Du die üblichen Regierungsgebäude, Einkaufsmöglichkeiten und Museen.

Ich kann mir vorstellen, dass das historische Museum ziemlich interessant sein muss. Es stellt die Geschichte des Landes von den Illyriern bis zur Neuzeit dar und es ist dort auch eine Gefängniszelle nachgebildet, in der regimekritische Künstler zur Zeit der Diktatur gesteckt wurden.

Ich denke mal, ein, zwei Tage kannst Du gut in Tirana verbringen und bekommst einen guten Eindruck. Es gibt auch Cafés, in denen Du gemütlich etwas essen und trinken kannst.

Kruja

Kruja ist vor allem wegen des Freiheitskämpfer Skanderbeg bekannt und seine Statue thront auch in der Nähe der Altstadt.

Skanderbeg war eigentlich Albaner, wurde zu den Osmanen verschleppt und diente bei den Janitscharen. Am Ende war er ein Günstling des Sultans und Führer in dessen Armee. Doch als er seine Heimat angreifen sollte, da wendete er sich gegen seinen Herrn und kämpfte an der Seite seiner Landsleute gegen die Osmanen.

Die Altstadt von Kruja besteht im Wesentlichen aus alten Häusern aus der osmanischen Zeit.

Sie sind heute keine Wohnhäuser mehr, sondern Souvenirshops. Dort kannst Du von selbstgestrickten Socken mit dem albanischen doppelköpfigen Adler über Teppiche, Gasmasken, Olivenholzschalen und -bretter bis hin zu Magneten, Mörsern und Taschen so ungefähr alles kaufen, was das Touristenherz begehrt.

Wenn Du etwas landestypisches mitbringen willst, aber keinen Staubfänger, dann kann ich Dir zum albanischen Brandy raten. Der schmeckt gar nicht einmal schlecht und die Flasche gibt es recht günstig (0,5 Liter für 2 Euro, 0,7 für 3 Euro) und nein, Du wirst danach nicht erblinden.

Oben auf dem Berg befindet sich die Festung, von der aus Du einen tollen Blick über die Ebene bis hin zum Meer hast. Die Steine können vor allem bei Regen etwas rutschig sein, also pass bitte vor allem beim Herunterlaufen auf.
Wenn Du magst, dann vertraue Dich ruhig einem der selbsternannten Führer an, der Dir etwas zu dem alten Gemäuer erzählt, Dir das Hammam, einen islamischen Versammlungsraum und eine Moschee zeigt.

Organisatorisches:

Die Einreise geht unproblematisch mit dem biometrischen Personalausweis, aber wenn Du auf der sicheren Seite sein willst, dann nimm einen Reisepass mit.

Du wirst keine Probleme haben, Geldautomaten zu finden, an denen Du mit der Kreditkarte Geld ziehen kannst.

In den touristischen Orten oder in den größeren Hotels kannst Du auch mit Euro zahlen, aber die offizielle Währung ist der Lek. Wenn Du mit Euro zahlst, wirst Du aber in den meisten Fällen Dinar zurückbekommen.

Steckdosen sind kein Thema, Du brauchst keinen Adapter.

Ich habe in Duress im Hotel Dolce Vita übernachtet.

WiFi war völlig in Ordnung und hat gut funktioniert. Das Zimmer war in Ordnung, aber meiner Meinung nach das schwächste auf meiner Balkan-Tour. Immerhin liegt das Hotel am Strand und hat eine schöne Poolanlage. Leider war es sehr windig, als ich dort war und ich habe daher den Pool oder das Meer nicht genutzt.
Mein Zimmer hatte einen Balkon, so dass ich dann immerhin schön draußen sitzen konnte.

Albanien hat ein Zugnetz, aber die Züge gehen (noch) nicht in die Nachbarländer, denn das kleine Land wurde lange Zeit hermetisch abgeschottet. Daher kannst Du nur mit dem Flugzeug, einem Bus oder dem Wagen einreisen.

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Übrigens, mit diesem Artikel bin ich bei der Blogparade von Christina von Triptotheplanet.de dabei. In der Blogparade werden 50 europäische Länder vorgestellt und sie soll zeigen, welche tollen, faszinierenden und wunderschönen Ecken unser Kontinent hat. Wenn du also Lust auf Europa hast, dann schau doch bei ihr vorbei und entdecke deinen Lieblingsfleck in Europa.

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Und jetzt Du! Habe ich Dir Lust auf Albanien gemacht? Oder warst Du vielleicht sogar selbst schon dort und hast noch ein paar Tipps? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
Bevor ich es vergesse, denke daran, dass Deine Grenzen nur im Kopf existieren.

{Offenlegung: Zu dieser Reise wurde ich von Mac Sun Travel eingeladen. Vielen Dank dafür! Auf meinen Bericht hat das keinen Einfluss und mir wurden auch keine Vorgaben hinsichtlich des Inhalts gemacht.}

 
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