Bali, die Insel der Götter, war meine letzte Station in Indonesien. Mit dem Flugzeug ging es von Ujung Pandang nach Denpasar und dann zusammen mit einigen Deutschen, mit denen ich mir ein Taxi geteilt habe, nach Ubud.
Unterwegs auf Bali
Mit den Bemos, einer Art Sammeltaxi, fuhr ich zur Goa Gajah, der Elefantenhöhle. Den Namen hat sie von einer Ganesh-Statue, die sich im Inneren befindet und Ganesh hat ja schließlich einen Elefantenkopf. Auf Java kam der tägliche Regen nachmittags um 16 Uhr, hier geht´s gegen 9 Uhr los.
Da saß ich nun, versuchte trocken zu bleiben und es dauerte nicht lange, da fing ein Balinese ein Gespräch mit mir an. Er war mit einer ganzen Truppe unterwegs, „Touristen-Führer-Azubis“ sozusagen und heute stand die Elefantenhöhle auf dem Programm, bevor es zu einem Tempelfest ging. In Bali gibt es sehr, sehr viele Tempel und da jeder Tempel ein Fest zu seinem Geburtstag bekommt (und sonst recht verlassen ist), gibt es entsprechend viele Tempelfeste. Der Leiter der Gruppe, ein Brahmane, lud mich ein, sie zu dem Tempelfest zu begleiten.
Anfangs war ich ja ziemlich skeptisch, ob ich mitkommen soll, wie ich denn überhaupt zurück nach Ubud kommen soll… Aber die Truppe wirkte so nett, dass ich meine Zweifel über Bord warf und einfach mit in den Bus einstieg. Während der Fahrt versuchten sich fast alle in ihrem Englisch an mir und die Fahrt war recht lustig.
Es war auch spannend, als Zaungast über die Tempelmauer zu schauen und der Zeremonie zu folgen. Für Touristen war es verboten, während der Feier im Tempel herumzulaufen (so habe ich es auch bei anderen Tempelfesten erlebt), aber über die Mauer schauen und Fotos machen war ok, so der Führer und der musste als Brahmane es ja wissen, denn die meisten Balinesen sind Hindus und die Brahmanen sind die Priesterkaste, genau so wie in Indien. Der Brahmane fuhr nach der Feier zusammen mit mir in einem Sammeltaxi wieder Richtung Elefantenhöhle und von da aus fand ich auch wieder meinen Weg zurück nach Ubud.
War auf jeden Fall ein schöner Tag und der Abend war auch bestens, denn während ich so auf der Terasse saß und Obst aß, kamen auch schon Conni und Axel, mit denen ich bereits in Deutschland ausgemacht hatte, dass wir uns auf Bali treffen und zusammen die Insel unsicher machen. Wer das auch so machen möchte, dem kann ich nur empfehlen, dass derjenige, der zuerst in Ubud (oder einem anderen) Ort ankommt, bei der Post einen kleinen Brief mit allen Infos (Unterkunft etc) für seine Freunde postlagernd hinterlegt, klappt wunderbar 😉
Am nächsten Tag besorgten wir uns für die Tempelbesuche Schärpen, organisierten uns ein Auto mit Fahrer (nur unwesentlich teuerer als ohne und man kann alles besser genießen) und bummelten ducrh Ubud. An jeder Ecke drückt einer den Touristen Flyer mit Ankündigungen von diversen Shows in die Hand und so schauten wir uns am Abend eine Barong-Show an. Klar, ist für Touristen gemacht, aber ich fand die Ernsthaftigkeit, mit der der Priester die Masken, das Gamelanorchester und den Platz segnete, doch beeindruckend.
Barong und Besakih
In der Vorführung geht es um den alten Kampf Gut gegen Böse und der Barong, auch wenn er mit den langen Zähnen nicht sehr friedlich aussieht, verkörpert das Gute, das gegen Hexen und Dämonen kämpft. In diesem Kampf siegt jedoch weder das Gute noch das Böse, denn das Gleichgewicht der gegensätzlichen Kräfte muß gewahrt bleiben, so wie es keinen Tag ohne Nacht geben kann. Die Darsteller sind auch bei den Touri-Shows oft diejenigen, die nächtelang die Dramen bei den Tempelfesten für die Balinesen aufführen.
Am nächsten Tag machten wir uns dann mit unserem Fahrer auf große Bali-Erkundungsfahrt. Noch heute sehe ich balinesische Reisfelder vor mir, wenn ich „What´s Up“ von den 4NonBlondes höre, denn unsere Fahrer hatte drei Tage lang eine Kassette und das Lied war auf beiden Seiten. Aber schön war´s dennoch und wir fuhren am ersten Tag durch Ecken von Bali, die auch unser Fahrer nicht sooo besonders gut kannte und sich doch glatt verfuhr. Mit dem Ergebnis, dass wir am zweiten Tag nicht mit einem Minibus, sondern mit einem Jeep unterwegs waren. Verrückte Europäer muß er sich wohl gedacht haben.
Egal, die drei Tage waren super, vor allem konnten wir überall anhalten, wo wir wollten und die arme Conny mußte geduldig warten bis die beiden Fotofreaks sich ausgetobt haben. Danke an dieser Stelle ;-)) An diesen Tagen haben wir auch einige Prozessionen gesehen und sind auch zufällig zu einem Tempelfest am Lake Bratan gekommen. Planmäßig dagegen haben wir uns das Tempelfest am Besakih-Tempel, dem Muttertempel am Fuße des Vulkans Gunung Agung angesehen.
Höllenfeuer in der Kerta Gosa und Sonnenuntergang am Tanah Lot
Als Jurastudentin (damals noch) konnte ich mir auch nicht die Gerichtshalle Kerta Gosa von Klungkung entgehen lassen. Im 18 Jahrhundert brauchte man noch keine Paragraphen (zumindest nicht auf Bali), sondern jeder konnte sich die plastischen Darstellungen der verschiedenen Strafen an der Decke des Gerichtsgebäudes anschauen. Hat vielleicht doch den ein oder anderen potentiellen Ganoven von seiner Karriere abgehalten.
Tempel standen natürlich auch auf unserem Programm und natürlich auch der so oft fotografierte Tanah Lot. Ist ja auch wirklich sehr malerisch am Meer gelegen, aber davor haben die Götter den Weg vorbei an unzähligen Souvenirständen gelegt. Nun, diese Anlage ist wirklich touristisch erschlossen und selbst die reinen Badeurlauber sehen sich Tanah Lot an, um dem Urlaub auch einen kulturellen Touch zu geben.
Aber der Sonnenuntergang lohnt sich auf jeden Fall. Am nächsten Tag haben wir uns eine weitere Barong-Show angeschaut, diesmal am Tag und auch mit den typischen balinesischen Tänzerinnen, wie man es sich vorstellt. Anschließend ging es zum Vulkansee Lake Bratan. Vulkane und Reisfelder prägen die Landschaft dieser Insel und die Vulkanausbrüche bescheren trotz der zum Teil verheerenden Folgen der Insel diese Fruchtbarkeit.
Im Affenwald bei Ubud
Nach unseren Ausflügen über die Insel erkundeten wir die nähere Umgebung von Ubud und der Affenwald durfte nicht fehlen. Wie der Name schon sagt, leben viele Affen in diesem Wald und sind an Touristen gewöhnt. Gewöhnt ist dabei schon eine Untertreibung, denn wenn die Tiere Wasser oder etwas essbares wittern, dann mögen die Götter dem armen Touristen gnädig sein. Die Affen stürzen sich auf einen und reißen das Essen aus der Hand oder durchwühlen die Taschen. Für die Zuschauer mag das lustig sein, aber in der Haut des „Beraubten“ möchte ich nicht stecken, denn Tollwut oder andere Krankheiten sind nicht ohne. Große Schilder warnen vor dem Eingang vor diesen „Überfällen“ und das sollte man auch ernst nehmen, nur so als kleiner Tipp 😉 Und auch Brillenträger sollten aufpassen und, sofern sie auch einigermaßen ohne Brille sehen, diese tief in den Rucksack packen.
Was man sich auch auf keinen Fall entgehen lassen sollte ist ein Besuch auf dem Markt. Man kann sich prima mit Obst (Rambutan, lecker!) eindecken, ein wenig herumschlendern und die wagemutigen Naturen können auch einiges probieren, von dem man nicht ganz sicher weiß, was es eigentlich ist, ob Fisch, ob Fleisch (welches Tier ?!?) oder Gemüse. Ich muß gestehen, auf solche Experimente habe ich mich nicht eingelassen, denn ein nicht verkokster Magen war mir dann doch wichtiger als ein einmaliges Geschmackserlebnis. Was ich aber mit wachsender Begeisterung gegessen habe war Fisch mit leckeren scharfen Soßen.
Relaxen am Strand
Nach all der Kultur und Sightseeing war uns dann doch irgendwann nach Baden und so standen wir vor der Frage:“Wo?“ Nach SEHR kurzer Überlegung entschieden wir uns gegen Kuta, denn das was der Ballermann den Deutschen, das ist Kuta den Australiern. Und das mußte dann doch nicht sein. Unsere Wahl fiel schließlich auf Padang Bai, einem kleinen Ort an der Ostküste, wo die Fähren nach Lombok ablegen. Entsprechend lauschig ist auch der Strand direkt im Ort, aber wenn man über einen kleinen Hügel geht, dann findet man eine traumhafte Bucht (war zumindest 1994 so), wo man doch recht ungestört ist.
Dort verbrachten wir einige faule Tage, bis es dann weiter ging. Australien rief. Bali hat mir sehr gut gefallen, vor allem die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen, die ihre Kultur mit den Fremden teilen, ohne sich völlig von der Kultur der Fremden vereinnahmen zu lassen. Das, was paßt, wird übernommen, ohne die eigene Identität aufzugeben. Ich hoffe sehr, dass das so bleibt und Bali sich seinen Charme bewahrt.
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