Erster Stopp: Bogor
Im Sommer 2003 ging es für mich das zweite Mal nach Indonesien und diesmal nicht allein und auch nicht als rasender Rucksacktouri durch Java. Ich war mit meinem damaligen Freund und inzwischen Ehemann unterwegs. Wir wollten uns Zeit nehmen, aber nicht unbedingt mit Jakarta anfangen. Was lag da näher, als nach den einladenden Beschreibungen der Reiseführer gleich vom Flughafen aus mit dem Bus nach Bogor zu fahren, denn letztendlich ist es egel in welche Richtung man über eine Stunde in einem Bus fährt, der für kleine Menschen und nicht große Mitteleuropäer konstruiert ist. Um es vorweg zu nehmen, ja, Bogor liegt etwas höher als Jakarta, aber damit hörte es schon auf – unsere Eindrücke und die Beschreibung in den Reiseführern.
Sicher war Bogor ein netter Ort mit angenehmen Klima, aber das war mal… in den Tagen der holländischen Kolonialherren. Das war zumindest unser Eindruck nach einem ewig langen Flug, nach einer Busfahrt in einem Bus mit nicht vorhandener Beinfreiheit, mit Jetlag und unter Einfluß von Lariam (Malariamedikament). Unser erstes Hotel war eine ziemliche Absteige und ein Guide, den wir am Busbahnhof abgewimmelt haben, brachte uns dann in eine akzeptable Unterkunft, damit wir uns erst einmal erholen. Mein Freund war mehr als fertig und der Kulturschock zusammen mit dem Chemiehammer (ich vertrage das Zeug immer erstaunlich gut…) hat zusammen mit dem schwül-heißen Klima seinen Rest getan, um Bogor nicht gerade positiv wahrzunehmen.
Nichtsdestotrotz haben wir uns am nächsten Tag die einzige Sehenswürdigkeit der Stadt, den Botanischen Garten, angeschaut. Dieser Garten ist ein riesiger Park mit Bäumen, die zum Teil vor mehr als 100 Jahren gepflanzt wurden und in freier Natur kaum mehr vorkommen. Bei einem Spaziergang kann man riesige Bäume sehen, Palmen und das Orchideenhaus sollte man sich auch nicht entgehen lassen. Unser Guide von gestern war dann am Nachmittag wieder vor unserem Hotel, klar, wollte eine Tour verkaufen. Irgendwie aus Anstand und auch ein wenig aus Dankbarkeit für unsere gestrige Rettung gingen wir mit zu seinem Office, das eigentlich das örtliche offizielle Tourist Information Büro war. Iwan, so hieß der Guide, stellte uns verschiedene Touren vor und zeigte uns sein obligatorisches Empfehlungsbuch. Letztendlich haben wir dann doch (ich zumindest am Anfang ziemlich skeptisch) eine 12-Tages-Tour gebucht und im Nachhinein muß ich sagen, es hat sich wirklich gelohnt und wir haben viel von Java gesehen. Ich kann Iwan als Guide empfehlen und wer genauere Infos haben will, der kann mich gern anmailen. Aber genug der Werbung und am nächsten Tag ging es dann gleich los.
Unterwegs mit Iwan
Da am Wochenende alles und jeder aus der Umgebung von Jakarta (und Bogor gehört nun mal dazu) unterwegs ist, fuhren wir über kleine Seitenstraßen zum Puncak-Paß. Das war schon ein Erlebnis für sich. Die Straßen waren zum Teil so eng, dass keine zwei Autos aneinander vorbei paßten. Die Indonesier haben das ganz klever gelöst und in den Dörfern eine Verkehrsregelung etabliert. Mehrere Männer regeln dort den Verkehr, bekommen dafür ein kleines Entgelt und vermeiden so gleichzeitig den Ärger, den Unfälle mit sich bringen würden. Aber auch die Fahrt durch die Ort war schon allein spannend, denn das waren typische kleine javanische Orte mit winzigen Läden, wo man einfach alles bekommt, Essensstände, spielenden Kindern und alten Männern, die die Dorfpolitik diskutieren. Dabei konnte man kaum erkennen, wann ein Dorf aufhört und das nächste anfängt und so hatte ich den Eindruck, dass Java ein einziges Dorf ist, das sich an den Straßen entlangschlängelt. Ab und an wechseln sich die Dörfer mit Reisfeldern ab, jeder Flecken Erde wird irgendwie genutzt.
Unser erster längerer Halt fand dann an einer Teeplantage statt. Die Plantagen liegen schon relativ hoch, denn Tee gedeiht nur in einem eher kühlen Klima (an tropischen Verhältnissen gemessen). Wir haben auch eine Teefabrik besucht, aber leider waren wir zu früh dran und die Tagesration an gepflückten Teeblättern war noch nicht geliefert worden. Einen Einblick, wie Tee hergestellt wird, liefert aber auch ein solcher Besuch allemal.
Heißes Wasser direkt vom Vulkan in Cipanas
Die Nacht verbrachten wir in Garut, genauer gesagt in Cipanas. Das Hotel wäre eigentlich keiner besonderen Erwähnung wert gewesen (war so sauber und nett), wenn es nicht eine Besonderheit gehabt hätte: Fließendes warmes Wasser. Nun, das ist an sich auch in Indonesien nichts besonderes, aber wenn in ein großes Becken (2×3 Meter) aus einem Rohr ununterbrochen von vulkanischer Aktivität erhitztes Wasser fließt und man einen Überfluss braucht, weil das Wasser sonst nicht abfließen kann, dann ist es doch etwas Spezielles. Ich kann nur sagen, es war genial, nach einem langen Tag im Auto solch ein heißes Bad zu nehmen. Und dank eines Stromausfalls kam noch der Romantikfaktor dazu, denn die einzige Beleuchtung am Abend waren Kerzen. Iwan qualifizierte sich am Morgen (und an den nächsten Tagen) für den Titel „Lieblingsjavaner“, denn ohne meine Leidenschaft für Ananas zu kennen, hat er mich täglich mit einer frischen Ananas versorgt. Das gab Extrapunkte!
Traditionelles Leben in Kampung Naga
Highlight des nächsten Tages war der Besuch von Kampung Naga, einer Art lebendigen Museumsdorf. Das Dort liegt ganz idyllisch in einem kleinen Tal und ist von Reisfeldern umgeben. Die Menschen leben dort auf traditionelle Weise ohne die Errungenschaften der modernen Welt. Ein Besuch ist schon allein deshalb interessant, weil das Leben in den Dörfern heute zum Teil auch nicht viel anders ist und der Besucher einen kleinen Einblick in den sundanesischen ländlichen Alltag bekommt. Unser Guide hat uns auch zu sich nach Hause zu einem Tee eingeladen und so konnten wir auch sehen, wie so ein Haus aus Palmblättern von Innen aussieht. Sooo unterschiedlich ist das im Prinzip auch nicht, außer dass es kein Schlafzimmer gibt und nachts die Matten auf dem Boden ausgerollt werden. Liebhaber von Meerschweinchen sollten jedoch nicht zu genau in die Käfige schauen, die vor einigen Häusern aufgebaut sind, denn dort werden Dutzende der Tiere gehalten, die dann im Kochtopf oder auf dem Grill landen.
Pandangaran – Meer und Krupuk
Am Abend waren wir dann in Pandangaran, von wo aus wir dann am nächsten Tag eine Tour in der näheren Umgebung unternahmen und sahen, wie Wajang Golek-Puppen, Palmzucker und Krupuk hergestellt wurden. Letztes kennt man ja auch von Asia-Läden hier in Deutschland. Als ich gesehen habe, WIE Krupuk hergestellt wird, nun, einige Tage habe ich dann keines mehr gegessen und die „Fabrik“ hätte hier keine Prüfung des Gesundheitsamtes überstanden. Aber was einen nicht umbringt…
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