Januar 2002 war ich insgesamt 4 Wochen in Neuseeland mit dem Pkw unterwegs. Meine Reise war sehr vielfältig und ich habe daher meinen Bericht in mehrere Abschnitte unterteilt. Beginnen möchte ich mit der Südinsel, denn da bin ich gelandet.
Good old England auf der anderen Seite der Welt
Nach 33 Stunden Reisezeit (davon 27 Stunden reine Flugzeit) bin ich Anfang Januar 2002 in Christchurch gelandet. Da freut man sich, dem trüben grauen deutschen Winterwetter zu entfliehen, ans andere Ende der Welt, wo es Sommer ist und…es regnet in Strömen. Dieser Sommer war laut den Kiwis (so nennen sich die Neuseeländer selbst) der verregnetste seit Jahrzehnten. Großartig. Aber immerhin passend. Christchurch wird als englischste Stadt außerhalb Englands bezeichnet und das Wetter war immerhin auch very british. Das Stadtzentrum ist recht nett mit einer Kathedrale, einer Fußgängerzone und es gibt auch einen Straßenzug mit Häuser, die in netten Pastellfarben gestrichen sind.
Da es meinen ersten Tag ziemlich groß, war nicht viel an Sightseeing zu denken, aber ein wenig habe ich doch noch von der Stadt mitbekommen. Interessant war das Canterbury Museum, wo neben Maori-Exponaten (v.a. Masken und Holztafeln aus den Versammlungshäusern) und einer Ausstellung zu den verschiedenen Südpolexpeditionen (Christchurch war da oft der Ausgangspunkt) auch Dinge aus der neuseeländischen Geschichte zu bewundern waren, so z.B. auch eine Straße aus dieser Zeit. Da Neuseeland eine recht junge Nation ist, sind die meisten Gegenstände aus dem 19. Jahrhundert. Das, was man bei uns vielleicht auf dem Flohmarkt oder in einem Antiquitätenladen erstehen kann, ist dort schon museumsreif. In der Nähe des Museums befindet sich der Botanische Garten, der selbst bei Regen recht schön ist (ok, da nieselte es nur). Dort kann man sich einen ersten Einblick über die neuseeländische Flora verschaffen. Mir haben es auf meiner Reise besonders die Baumfarne angetan. Der Eintritt ist übrigens umsonst, eine der wenigen kostenlosen Attraktionen im Kiwiland.
Das Arts Centre ist auch eine gute Adresse, wenn man trocken bleiben möchte, aber gleichzeitig etwas sehen will. Es ist in den „alten“ Gebäuden der Universität untergebracht und beherbergt viele kleine Läden mit Kunsthandwerk. Die Gebäude sind den englischen Universitätsgebäuden nachempfunden und stellen eine kleine Stadt innerhalb der Stadt selbst dar.
Erste Kilometer mit dem Auto
Am nächsten Tag nahm ich dann meinen Mietwagen in Empfang und dann ging das Abenteuer Neuseeland erst richtig los. Erste Bewährungsprobe: Heil aus Christchurch herauskommen. Blinker und Scheibenwischer sind bei den Autos vertauscht, aber nicht Gas/Kupplung/Bremse, so dass man sich dann doch einigermaßen zurechtfindet. Und allen, die sich mit dem Gedanken tragen, es auch mal zu wagen, denen kann ich nur eins sagen: Es ist wirklich gar nicht sooo schlimm, wie man es sich vorstellt. Kaum hat man seine ersten 260, 270 km gefahren, da hat man sich daran gewöhnt 😉 So ging es mir zumindest, denn nach meiner ersten Tagestour über den Arthur´s Pass zur Westküste klappte das mit dem Fahren auf der falschen Seite ganz gut. Im Gegenteil, ich hatte fast Schwierigkeiten, mich wieder in Deutschland an das Fahren auf der rechten Seite zu gewöhnen.
Mein erstes Ziel an der Westküste war Greymouth, aber eigentlich waren es die Pancake Rocks von Punakaiki, doch schon allein die Stecke entlang der Küste ist sehenswert. Diese Felsen werden so genannt, weil sie wie überdimensionale Pfannkuchen aussehen, die aufeinander gestapelt sind. Der Grund für diese ungewöhnlichen Felsen liegt darin, dass das Gestein unterschiedliche Härte aufweist und das Meer eben den weicheren Teil schneller herauswäscht als den härteren. Auch hier musste ich mit den Widrigkeiten des Wetters kämpfen und das wäre locker mit seinem Wechsel zwischen Regen und Sonnenschein hier als Aprilwetter durchgegangen. Ich kann jedem, der einen Unterschlupf sucht, den Souvenirladen vor dem Eingang empfehlen. Ist trocken und man bekommt leckere Schoko-Shakes.
Gletscher und Regenwald
Nächste Station auf meinem Weg in den Süden war das Städtchen Franz Josef, benannt nach dem österreichischen Kaiser. Unterwegs kann man übrigens einen schönen Stop im ehemaligen Goldgräberstädtchen Hokitika machen und sich mal in den Läden umschauen, denn Hokitika ist eines der Zentren für neuseeländische Jade und man findet dort sehr schöne Stücke (zu entsprechenden Preisen).
Die beiden Städte Franz Josef und Fox bieten so in etwa das gleiche Angebot an Unterkünften und Tourmöglichkeiten. Ich habe Quartier in Franz Josef bezogen und von da aus eine Helihiking-Tour mitgemacht. Spektakulär ist es auf jeden Fall, wenn man mit dem Hubschrauber über die Gletscher fliegt. Man bekommt einen guten Eindruck über die Kräfte der Natur, die die Eismassen wie eine Ziehharmonika zusammenschieben.
Gut ausgerüstet mit Eispickel und speziellen Gletscherschuhen (wird alles vom Veranstalter gestellt) geht es dann los. Und das ist alles andere als ein gemütlicher Spaziergang auf dem Eis. Mal darf man auf einem wirklich schmalen Grat wandern, wo es rechts und links ziemlich steil runter geht, mal muss man durch Eishöhlen robben (wasserdichte Jacke anziehen!!). Aber das heftigste für mich war, als unser Führer kleine Vorsprünge für die Füße in eine Eiswand geschlagen hat und das dann der einzige Halt war. Ich hing dann letztendlich nur am Eispickel, die Füße hatten nicht besonders viel Halt auf diesen kleinen Flächen und so durfte ich einen Abgrund überqueren. Gut, besonders hoch war das nicht, 5, 6 Meter, aber für ein gebrochenes Bein hätte das gut reichen können. Und das beste war, kaum war ich auf der anderen Seite, da hieß es „Ganze Kompanie retour“, denn es ging nicht weiter. Ehrlich, da hat es mir ziemlich gereicht. Aber alles ging gut, ich bin wieder am Ausgangspunkt mit heiler Haut und heilen Knochen angekommen und hatte das Abenteuer Gletscher gut überstanden.
Am nächsten Tag habe ich mir dann den Fox Gletscher angeschaut und da kommt man richtig nahe dran, so dass einen schon der kalte Wind ziemlich frieren lässt. Ich habe noch eine Wanderung durch den Regenwald um den Lake Matheson gemacht, aber leider war das Wetter nicht so gut, als dass ich die spektakuläre Spiegelung des Mt. Cook und des Mt. Tasman sehen konnte. Ist schon irre, wenn man sich überlegt, dass man im Umkreis von 20 km eine Gletscherwanderung machen kann, eine Wanderung durch den Regenwald und auch im Meer baden kann. Aber das ist eben Neuseeland!
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