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Über die schöne Altstadt von Tallinn hatte ich schon viel gehört und war auch sehr neugierig, ob die ganzen Geschichten stimmen, ob das Schwärmen wirklich gerechtfertigt ist und die kleine Hauptstadt (ganz Estland hat etwa genauso viele Einwohner wie München!) tatsächlich so ein mittelalterliches Schatzkästchen ist.

Wenn Du nur wenig Zeit hast, habe ich Dir zwei perfekte Tage zusammengestellt, die doch einiges an Abwechslung zu bieten haben. Und wenn Du noch mehr Zeit hast, dann gibt es am Ende noch einen Extra-Tipp.

Und so unter uns… Tallinn lohnt sich durchaus auch für einen längeren Aufenthalt als zwei Tage. Ehrlich!

1. Altstadt von Tallinn

Was soll ich sagen… alle Klischees, die ich gelesen habe, stimmen. Die Altstadt ist wirklich ein Traum aus dem 15. Jhdt und wären da nicht die Autos und die Souvenirläden und die vielen Touristen, dann wäre es tatsächlich eine Zeitreise, wenn Du durch die Stadt bummelst.

Am besten packst Du den Stadtplan weg und bummelst einfach los. Wirklich verlaufen kannst Du Dich nicht und vom zentralen Rathausplatz erreichst Du so ungefähr jeden Winkel der Altstadt in 10, 15 Minuten. Es ist also alles überschaubar und Du kannst Dich auch gut an den verschiedenen Türmen orientieren.

In unmittelbarer Nähe der Altstadt ist auch der Platz der Freiheit. Wenn Du die Treppen rechts neben dem Glasdenkmal mit dem Kreuz, das ein Symbol des Freiheitskampfes darstellt, hochläufst, kommst Du in die Oberstadt, wo früher der Adel gewohnt hat. Die Händler und einfacheren Menschen haben in der Unterstadt gelebt.

Die Oberstadt dominiert die orthodoxe Kirche Alexander Nevsky, die genau gegenüber dem Parlament steht. Früher ein Zeichen der russischen Herrschaft wird sie heute mehr von Touristen als von Gläubigen besucht, denn die Esten sind nicht gerade für ihre Religiosität bekannt.

Ein Blick lohnt sich dennoch, aber mir persönlich hat die orthodoxe Kirche St. Nicholas in der Nähe von St. Olai gefallen. Sie ist leicht an den schwarzen Kuppeln zu erkennen und soweit ich gesehen habe, auch die einzige orthodoxe Kirche in der Unterstadt.

Im Zentrum kannst Du Dir am Rathausplatz die älteste Apotheke des Landes anschauen. Sie ist immer noch in Betrieb und hat ein kleines Museum mit dabei. Wenn Du getrocknete Mumienhände, Kröten oder andere Arzneien aus vergangener Zeit siehst, bist Du ganz froh um die Errungenschaften der modernen Medizin.

Was Du Dir meiner Meinung nach sparen kannst ist das Katharinenkloster aus dem 13. Jhdt. Du siehst nicht wirklich viel, es ist alles ziemlich duster und dunkel und nur etwas für eingefleischte Fans von alten Mauern. Viel mehr als diese und alte Bücher wirst Du nicht erleben.

2. Aussichtspunkte

Den besten Blick auf die Stadt hast Du ohne Zweifel vom Kirchturm von St. Olai /St. Olav. Die Spitze ist mit 123,7 Metern auch höher als der gemauerte Kirchturm und es ist das höchste Gebäude der Stadt.

258 Stufen geht es hinauf und es wird teilweise wirklich eng. Wenn Du Höhen- und/oder Platzangst hast, verzichte lieber. Auch oben ist es ziemlich eng, gerade an den Ecken kommst Du kaum an den entgegenkommenden Menschen vorbei, denn nicht alle halten sich daran, im Uhrzeigersinn herumzugehen.

Der Ausblick ist aber grandios und Du überblickst die Altstadt, die Stadtmauer und die verwinkelten Gassen. Du siehst die Fähren und etwas außerhalb die Plattenbauten aus der Sowjetzeit. Für 2 Euro ist es ein günstiges Vergnügen.

Zwei Aussichtspunkte in der Oberstadt schenken Dir ebenfalls einen tollen Blick auf die Stadt und haben dazu auch den Vorteil, dass Du auch St. Olai mit auf dem Foto hast. Das entschädigt definitiv dafür, dass Du nicht die ganze Stadtmauer siehst. An der Domkirche findest Du übrigens auch Hinweisschilder zu den Aussichtspunkten.

Die Kohtuotsa Aussichtsplattform findest Du in der Kohtu 12, die Patkuli-Aussichtsplattform an der Nordseite des Domberges in der Rahokohtu 3.

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3. Kostenlose Stadtführung

Um einen guten Überblick über die Altstadt und die Geschichte von Tallinn und Estland zu bekommen, kann ich Dir nur wärmstens die kostenlose Stadtführung empfehlen.

Sie startet täglich um 12 und um 15 Uhr vor der Touristeninfo und dauert gut 2 Stunden. Du läufst durch die Ober- und Unterstadt, bekommst eine Antwort auf alle Fragen, einen kleinen Einblick in die zurückhaltenden estnische Seele und auch noch ein paar Tipps für Unternehmungen.

Trinkgeld wird gern gesehen, denn die jungen Guides bekommen dafür keine finanzielle Unterstützung.

4. Rotermann-Viertel

Das Rotermann-Viertel schließt sich an die Altstadt an und ist ein Mix aus moderner Architektur und alter Bausubstanz. Wer´s mag… Mich hat es nicht wirklich begeistern können, die Altstadt fand ich schöner. Aber ich habe es mir immerhin angeschaut.

5. Kalamaja

Kalamaja gilt so als das Hipster-Viertel von Tallinn. Also entweder habe ich eine falsche Vorstellung oder ich war blind oder es ist noch im Entstehen. Hippe Cafes habe ich nicht wirklich gesehen. Ich war zwar in einem kleinen Cafe/Restaurant, aber das war ziemlich normal.

Aber egal, mich hat das Viertel vor allem wegen der alten Holzhäuser interessiert. Auch in anderen Ecken von Tallinn (außer der Altstadt) siehst Du diese bunten alten schönen Häuser, aber in Kalamaja gibt es noch besonders viele. An einem sonnigen Tag macht es Spaß, durch die Straßen zu bummeln und die Essenspreise sind hier auch deutlich freundlicher als in der Altstadt.

6. Ein düsteres Kapitel: Patarei

Am nördlichen Ende von Kalamaja befindet sich direkt am Meer das ehemalige Gefängnis Patarei. Bis 2002 war es noch in Betrieb, das ist gar nicht einmal so lange her.

Die Atmosphäre ist recht düster und bedrückend, überall blättert Farbe von den Wänden, eine Staubschicht liegt über den Tischen und Stühlen. In manchen Zellen sind noch die Bettgestelle, das Hockklo nur durch eine kleine Mauer davon getrennt. Manche Zellen sind winzig, in anderen teilten sich 40 Menschen den Platz, der nur für 16 ausgelegt war.

Tatsächlich gab es auch eine Krankenstation, aber ob man hier wirklich gesund werden wollte oder konnte…

Manche Räume sind mit Genehmigung von Künstlern gestaltet worden und das „Welcome“ ist bittere Ironie. Du brauchst nicht viel Phantasie, um Dir vorzustellen, wie es hier noch vor wenigen Jahren zugegangen sein muss.
Es gibt Führungen, aber Du kannst auch allein durch die Gänge laufen. Von Mai bis September kannst Du Dir das Kontrastprogramm zur malerischen Altstadt zwischen 12 und 19 Uhr anschauen.

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7. Kadriorg

Etwa 2 Kilometer östlich der Altstadt befindet sich das Viertel Kadriorg und ist eine schöne Abwechslung zu Mittelalter und Kopfsteinpflaster. Breite Straßen, ein riesiger Park und mitten drin befindet sich ein kleines Barockschlößchen, das heute ein Kunstmuseum beherbergt.
Direkt dahinter befindet sich der offizielle Präsidentenpalast und in der Nähe das Haus des Zaren, in dem er gewohnt hat, bis das Schloss fertig war. Das fand ich aber ziemlich unspektakulär.

Zar Peter I. ließ den Park und das Schloß anlegen und ich fand es eine wunderbare Oase zum Entspannen. Gleich am Eingang befindet sich ein kleiner Pavillon in dem Schwanensee und mitten im See befinden sich wiederum moderne Kunstwerke. Eine spannende Mischung, wenn auch die sich drehenden Derwische irgendwie schräg sind.

Der japanische Garten ist auch sehr schön angelegt mit einem Teich und Steinbrücken, wie sie eben für Japan typisch sind.

Was für mich den besonderen Reiz ausgemacht hat, war auch die Nähe zum Strand. Du siehst, wenn Du vor dem Schloss stehst und nach links schaust, die Figur der Rusalka, wie sie auf das Meer zeigt. Zwar ist die Ruskalka in der russischen Mythologie eine Wassernymphe, die die Männer ins Verderben stürzt, aber sie ist mit dieser Statue nicht gemeint. Diese erinnert an den Jahrestag des Sinkens des russischen Kriegsschiffes, das den gleichen Namen trug. Die Lady hat den Soldaten auch kein Glück gebracht…

Ihr zu Füßen kannst Du aber immerhin den Strand genießen und ein wenig die Seele baumeln lassen. Mir zumindest tut das immer wieder gut, einfach auf´s Meer zu schauen.

8. Freilichtmuseum

Wenn Du mehr als zwei Tage Zeit hast und noch mehr Grün sehen willst, aber auch das Leben der einfachen Menschen spannend findest, dann ist das Freilichtmuseum in der Nähe genau das richtige.

Vom Hauptbahnhof fahren ca. alle 30 Minuten (40 Minuten an Sams- und Sonntagen) Busse zum Museum. Die Linie 21 hält direkt davor (Haltestelle Rocca del Mare) und die Linie 41 auf der anderen Straßenseite bringt Dich wieder zurück.

Das Gelände ist wirklich riesig und es gibt unheimlich viel zu sehen. Alte Bauernhäuser aus ganz Estland, eine alte Schule, eine Feuerwehr, eine Kirche, ein Kolonialwarenladen und auch eine Schmiede, in der noch gearbeitet wird. Die Häuser sind sehr liebevoll eingerichtet und geben einen guten Einblick in die wohl nicht immer so gute alte Zeit. Die Beschreibungen sind immer in Estnisch und Englisch, meist auch in Russisch und Deutsch.

In einem der Häuser kannst Du Dir auch einen ca. 20-minütigen Film über eine traditionelle Hochzeit anschauen. Es ist ein schwarz-weißer Stummfilm mit estnischen und englischen Texten.

In vielen Häusern beantworten auch Frauen in passender Kleidung gern Fragen oder verkaufen kleine Handarbeiten. Ein Restaurant im Zentrum sorgt dafür, dass Du nicht verhungerst. Aber nimm in jedem Fall auch Wasser mit, denn es gibt außer in dem Laden und im Restaurant unterwegs nichts zu kaufen und die Wege sind lang.

Für einen Nachmittag bei schönem Wetter ist es der ideale Ausflug. Wenn Du jedoch schon einige Freilichtmuseen in Deutschland oder Europa gesehen hast, wirst Du nicht viel überraschendes finden.

Mir hat es gut gefallen, auch wenn ich schon ähnliche Museen in Bayern oder der Slowakei gesehen habe. Gerade die Beschreibungen der unterschiedlichen Traditionen und Sitten finde ich immer sehr spannend.

Organisatorisches

Unterkunft

Ich habe im Tallink City Hotel* übernachtet, das nur einen Steinwurf von der Anlegestelle der Fähren aus Stockholm und von der Altstadt entfernt ist. Das Zimmer war riesig und mit einem extra Wohn- und Arbeitsbereich perfekt ausgestattet.
Nach zwei kurzen Nächten in Stockholm und auf dem Schiff habe ich in dem bequemen Bett bestens geschlafen und hätte am ersten Morgen fast das Frühstück verschlafen. Das Frühstücksbuffet ist ziemlich umfangreich und lecker, da wird jeder satt.
Wenn ich nach einem langen Besichtigungstag zurückgekommen bin, habe ich mich über die Möglichkeit gefreut, mir einen Tee zu machen.
Sehr praktisch: Genau gegenüber ist die Bushaltestelle, die Dich zum Busbahnhof bringt und ein Einkaufszentrum mit einem Supermarkt, wo Du alles bekommst, was Du brauchst.

Kleines Manko bei allen Hotels: Check-in ist erst am frühen Nachmittag. Wenn Du mit dem Schiff um 10 Uhr ankommst, dann musst Du bis 14 oder 15 Uhr warten, bis Du Dein Zimmer beziehen kannst. Aber Du kannst im Hotel Dein Gepäck lassen und schon die Altstadt erkunden.

In der Hauptsaison solltest Du in jedem Fall vorbuchen, denn Tallinn ist gerade ziemlich angesagt, da kann es auch mal eng werden, wenn Du eine Unterkunft brauchst.

Anreise

Nach Tallinn kommst Du mit dem Flugzeug oder z.B. von Riga mit dem Bus.

Die schönste Art ist natürlich ganz entspannt mit dem Schiff von Stockholm anzureisen. Tallink Silja* bietet hier ganz unterschiedliche Varianten an. Du kannst Deine Reise z.B. mit einem Aufenthalt in Stockholm oder Helsinki verbinden. Was nicht geht ist eine Fahrt von Tallinn nach Riga mit dem Schiff. Da musst Du den Bus nehmen, kannst aber dann in Riga wieder mit dem Schiff zurück nach Stockholm fahren.

Sonstiges

In Estland zahlst Du mit dem Euro und Kreditkarten werden auch für kleinere Beträge genommen.

Für Steckdosen brauchst Du keinen Adapter und WiFi ist hier das normalste der Welt. Selbst auf dem Land oder mittem im Freilichtmuseum ist die Abdeckung hervorragend.

Mit Englisch kommst Du bestens zurecht. Das Estnische ist mit dem Finnischen verwandt, also keine slawische Sprache und Du wirst Dich schwer tun, Dir überhaupt etwas zu erschließen, wenn Du nicht Finnisch oder Ungarisch kannst. Russisch wird auch noch viel gesprochen und viele lernen auch Deutsch in der Schule, denn die Deutschen waren immerhin ca. 700 Jahre im Land, teils als Eroberer, teils als Händler.

Der Bernstein, den Du überall bekommst, wird Dir als baltischer, nicht als estnischer Bernstein verkauft. Das hat den simplen Grund, dass es in Estland keinen Bernstein gibt.

Willst Du etwas wirklich typisches mitbringen, dann kann ich Dir nur den Rum-Likör Vana Tallinn* empfehlen. Den gibt es auch als Cream oder Schoko-Variante. Kommst Du mit dem Schiff aus Stockholm, dann schlag dort zu, denn in Tallinn habe ich ihn nur zu teureren Preisen (zwischen 12 und 14 Euro für 0,5l) gesehen.

Es gibt in der Stadt unzählige Souvenirshops mit mehr oder weniger geschmackvollen und nützlichen Mitbringseln. Praktisch sind zumindest die gestrickten Schals oder Handschuhe mit traditionellen Motiven.

Schön sind auch die Holzsachen. Da gibt es alles Mögliche, von Salatbesteck über Schüsseln bis hin zu Ketten und Bechern.

Vom Preis her ist zumindest Tallinn nicht gerade ein Schnäppchen. Die Restaurant-Preise können durchaus mit anderen Metropolen mithalten und es ist kaum möglich in der Altstadt 0,5l Bier unter 3,50€ zu bekommen.

Für Frauen allein ist Tallinn und die Umgebung überhaupt kein Thema. Den gesunden Menschenverstand solltest Du dennoch nicht Zuhause lassen und gerade am Abend in Discos oder Kneipen auf Dein Getränk achten.

Und jetzt Du: Welche Tipps hast Du noch für Tallinn? Warst Du schon dort oder überlegst Du Dir, hinzureisen?
Bevor ich es vergesse, denke daran, dass Deine Grenzen nur im Kopf existieren.

{Offenlegung: Meine Reise wurde Tallink Silja mit der Schiffsreise nach Tallin und der Unterkunft unterstützt. Vielen Dank dafür! Auf meinen Bericht hat das keinen Einfluss und mir wurden auch keine Vorgaben hinsichtlich des Inhalts gemacht.}

 
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