Mein Aufenthalt in Sarawak, dem westlichen malaiischen Teil von Borneo, hat sich etwas anders gestaltet als geplant, denn es waren zu der Zeit (Ende September 2015) kaum Reisende unterwegs.

Viele Ausflüge finden nur statt, wenn es mindestens zwei Personen gibt und da hatte ich als Alleinreisende leider verloren. Da selbst in Kuching eine Bootstour nicht zustande kam, habe ich mir abgeschminkt, nach Kapit, einer kleinen Stadt im Herzen von Sarawak zu fahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dort mehr Reisende geben würde und ich von da aus Ausflüge unternehmen könnte, war einfach zu gering. Das hat dazu geführt, dass ich länger als geplant in Sibu und dann auch letztendlich in Kuching blieb. Aber, und das verrate ich Dir gleich, war auch nicht das Schlechteste.

Aber von Anfang an…

Ich wollte von Sarawak nicht nur Kuching sehen, sondern zumindest auch noch einen weiteren Ort und habe mich für Sibu entschieden.

Das Busticket war schnell in Kuching gekauft und ich bin mal wieder früh morgens aufgestanden, denn die Fahrt ging um 07:30 los. Ich hätte auch später fahren können, aber ich wollte etwas von der Landschaft sehen. Ich mag auch nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, zu spät an einem neuen Ort ankommen und dann eine Unterkunft suchen. Ich persönlich finde es nicht wirklich angenehm, mit Sack und Pack dann bei Dunkelheit die Hotels abzuklappern.

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Die Busfahrt war sehr angenehm, ich hatte einen bequemen Sitz für mich allein und viel Beinfreiheit. Und, das war auch ungewöhnlich für Busse in Asien, es gab keine Musikanlage. Keine stundenlange Beschallung mit einheimischer Popmusik und am besten auch noch mit Karaoke-Videos, ein Traum. Endlich mal wieder einen Schwung meiner Lieblings-Podcasts hören oder einfach aus dem Fenster schauen, toll.

Von der Landschaft her war es meist grün, das muss ich eingestehen. Aber viel grün war von Palmölplantagen. Ja, es gab auch noch andere Bäume, aber genauso viel Raubbau an der Natur, abgebrannte und gerodete Flächen. Alles, um den Hunger des Westens nach Tropenholz und Palmöl zu befriedigen. Traurig… Ich kann nicht einschätzen, wie viel Urwald schon weg ist, aber mein Eindruck war, eine ganze Menge.

Die wenigen Orte entlang der Strecke waren zumeist kleine Marktflecken, oft auch nur einzelne Häuser. Meistens stehen die Holzhäuser immer noch ganz traditionell auf Stelzen, unter dem Haus werden Autos und Roller geparkt. Ein, zwei moderne Langhäuser habe ich beim Vorbeifahren auch gesehen. Sie sehen inzwischen wie Reihenhäuser bei uns aus, nur dass es nicht zwei, drei oder vier Einheiten sind, sondern 10, 15 oder mehr.

Ankunft in Sibu

Die Fahrt war erstaunlich ereignislos und da war ich gar nicht einmal böse darum. In Indonesien hatte ich auf meiner Reise schon einige Pannen gehabt, mein Bedarf war da gedeckt. Mein Eindruck ist, dass Malaysia einiges moderner und wohlhabender ist als Indonesien. Selbst die Busbahnhöfe sind nicht so anarchistisch-chaotisch, sondern wohlgeordnet und sehen auch nicht viel anders aus wie bei uns.

Nach planmäßigen 7,5 Stunden bin ich also in Sibu angekommen. Wie gewöhnlich ist der Busbahnhof außerhalb und da es hier keine Sammeltaxis gibt und nur ab und an lokale Busse fahren, musste ich auf ein Taxi ausweichen, das mich ins Zentrum gebracht hat.

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Ich hatte keine Unterkunft vorgebucht, sondern mir ein Hotel aus dem Reiseführer ausgesucht, das ganz gut klang und auch vom Preis her annehmbar war. Da ich ein paar Tage bleiben wollte und auch an meinen Projekten weiterarbeiten wollte, sollte es nicht irgendein kleines fensterloses schmuddeliges Loch sein.

Die chinesische Dame am Empfang war nicht wirklich begeistert, dass ich sie von ihrem Smartphone ablenkte, aber das war nicht mein Problem und so bezog ich ein schönes geräumiges helles Zimmer ziemlich zentral in Sibu. Für die Lage war es auch erstaunlich ruhig und ich kam zu Fuß überall hin.

Seit langem war es das erste Mal, dass der Himmel wirklich blau war und daher nutzte ich den Nachmittag für einen ersten Erkundungsgang.

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In den letzten Wochen und auch danach war der Himmel immer neblig-verhangen. Haze nennt man das hier und die Ursache für diese Art Smog ist unter anderem die Rauchentwicklung von den Brandrodungen hier auf Borneo. In West-Malaysia und Sumatra sah es während meiner Reise bis dahin genauso aus, leider… Da zog der Haze über das Meer und selbst in Singapur gab es deutliche Sichtbeeinträchtigungen, die auch den Flugverkehr beeinflussten.

Aber an diesem Nachmittag war das Wetter selten schön und ich lief zum Fluss in der Hoffnung, dass es hier auch eine so nette Promenade wie in Kuching gibt.

Das erste, was mir in Sibu aufgefallen ist, noch mehr als in Kuching, ist die Dominanz der chinesischen Bevölkerung.

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Wie ich später im Sibu Heritage Center gelernt habe, gab es im 19. Jahrhundert mehrere Einwanderungswellen aus China nach Borneo, von daher gesehen ist es kein Wunder, dass eigentlich die meisten Geschäfte fest in chinesischer Hand sind, Du in den Straßen viel chinesisch hörst, es chinesische Tempel gibt und auch die Straßen zweisprachig ausgeschildert sind.

Ich hatte fast den Eindruck, dass ich nach den paar Stunden nicht nur in einer neuen Stadt, sondern auch in einem neuen Land gelandet bin.
Da ich zudem an einem Sonntag angekommen bin, war unheimlich viel zu und auch die sonst so geschäftigen Markthallen waren wie ausgestorben. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn viele Chinesen und auch Malaien sind Christen.

Du siehst zwar auch viele Frauen mit Kopftuch und an etlichen Ständen prangt das Schild „Halal“, also nach islamischen Vorschriften zubereitet, aber der Islam dominiert hier nicht, so zumindest mein Eindruck.

Ruhige Tage

Da ich weniger machen konnte wie geplant, weil Nebensaison ist und sich ohnehin nicht allzu viele Soloreisende in diese Ecke zu verirren scheinen, hatte ich mehr Zeit als geplant in Sibu.

Ich machte mir wirklich entspannte Tage und tatsächlich habe ich wirklich keine anderen Weißen hier gesehen. Das machte mich natürlich auch irgendwie zur Attraktion, aber im Gegensatz zu Indonesien, wo ich oft angesprochen wurde, schauten die Menschen hier meist nur und lachten mich an. Manchmal wurde ich dann doch gefragt, woher ich käme, aber das war es dann auch meistens. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass die Menschen hier schüchterner sind als in Indonesien.

Immerhin hat Sibu auch einiges zu bieten, so dass Du wirklich ein paar Tage hier verbringen kannst. Aber ich will ehrlich sein, das Programm kannst Du auch an einem Tag durchziehen.

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Der chinesische Tempel am Ufer ist sicher einen Stop wert und es gibt auf dem Historical Trail auch noch weitere Stationen. Das Sibu Historical Center gehört dazu, zwei Moscheen und ein Medizin-Museum.

Das Historical Center ist ein kleines, aber nettes Museum, das sich mit der Geschichte der chinesischen Einwanderer und den Stämmen befasst, die um Sibu leben. Spannend fand ich die Beschreibungen der Heilrituale, während denen der Geist der Krankheit in eine geschnitzte Figur gebannt wird. Und natürlich dürfen auch die Schädel aus der Zeit der Kopfjagd nicht fehlen.

Das ganze Zentrum ist sehr chinesisch geprägt, was sich auch in den Essensständen niederschlägt. Überall siehst Du gegrillte Enten, Schweinsköpfe, Speckschwarten und ganz, ehrlich, das machte mir nicht wirklich Appetit. Ich hielt mich dann meist an die Nudeln oder, ich gestehe, an westliches Essen.

Nach mehr als zwei Monaten Reis und asiatische Nudeln in allen möglichen Varianten stellte ich fest, dass ich doch essensmäßig einfach westlich geprägt bin. Ich hätte gern auch mal zur Abwechslung ein Curry oder indisches Essen gehabt, aber das war hier Fehlanzeige.

Interessante Märkte

Immerhin gab es auf dem Nachtmarkt einiges an Abwechslung. Dort habe ich mir eine Art Gemüsepuffer gegönnt, diese leckeren dicken Pfannkuchen mit Nüssen und eine in Käsesoße getunkte und dann frittierte Kartoffel, die als Spirale aufgeschnitten war und auf einem Holzspieß steckte.

Der Central Market ist, wie eigentlich alle Märkte in Asien spannend. Dort gibt es Obst und Gemüse, mal bekanntes, mal unbekanntes und die Händler gaben mir beim Obst gern erst einmal eine kleine Kostprobe, ob ich es überhaupt mag. Was ich vergessen hatte – Mangosteenschalen färben die Hände beim Schälen lila. Aber es gibt schlimmeres, dafür schmecken sie lecker.

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Traurig war der Anblick der in Zeitungspapier gewickelten Hühner und Gänse, aber das sind hier nun einmal die Sitten.

Im ersten Stock gab es hier auch wieder Food Stalls ohne Ende. Mein Nudelsnack war lecker und sättigend.

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In der Nähe des Central Markets ist auch ein kleiner Park, wo ich dann gemütlich meine Mangosteens essen konnte, die Schiffe ein wenig beobachten und mich dann entschieden habe, nach Kuching nicht mit dem Bus, sondern mit dem Boot zu fahren.

Ich bin an mehreren Tagen einfach so durch die Straßen gebummelt, habe immer wieder etwas Neues entdeckt. Das war für mich ehrlich gesagt auch mal etwas ungewohnt. Nicht so viele Sehenswürdigkeiten anschauen, sondern einfach mal etwas in eine normale Stadt eintauchen.

Ich gebe zu, den Luxus gönnte ich mir und ich kann gut verstehen, wenn Du nur wenig Zeit hast, dass Du diese Zeit möglichst mit vielen Highlights ausfüllen willst.

Zeit für Reflexion

Versuche auch einmal, einfach irgendwo etwas länger zu bleiben. Du bekommst mehr von den Menschen mit, mehr vom Alltag.

Mir selbst haben die Tage in Sibu gefallen, auch und gerade weil sie nicht so angefüllt waren. Ich hatte Zeit, die letzten Wochen etwas sacken zu lassen und mir auch ein paar Gedanken zu mir und meiner Zukunft zu machen.

Sich solche Gedanken zu machen empfehle ich Dir übrigens auch von Zeit zu Zeit. Bist Du auf dem Weg, auf dem Du sein willst oder ist eine Kurskorrektur nötig. Ein paar Tage ohne große Ablenkung können da Wunder wirken. Und Sibu war so ein Ort für mich. Ein wenig was zu tun, nicht zu viel und genug Zeit.

Zurück nach Kuching

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Eine schöne Alternative zur Busfahrt nach Kuching ist die Bootsfahrt. Das Ticket habe ich mir am Vortag besorgt und gegen Mittag fuhr das Boot los. Neben einem Australier – dem ersten Touri seit meiner Ankunft – war ich die einzige weiße Nase. Für Geräuschempfindliche ist so eine Fahrt weniger geeignet, denn der Motor macht einen Höllenlärm.

Auch hier siehst Du leider den Raubbau an der Natur, denn es gibt unheimlich viele Sägewerke am Ufer. Wenn es grün ist, dann sind es auch hier wieder Palmölplantagen, einfach wirklich traurig.

Nach einer Weile verließ das Schiff den Fluss und es ging mehrere Stunden über das offene Meer. Das war mir ehrlich gesagt nicht so wirklich geheuer. Gut, an dem Tag war das Meer sehr ruhig, aber ich wollte mir nicht vorstellen, wie eine Passage mit hohen Wellen wäre.

Das Boot legt übrigens außerhalb von Kuching an. Das bedeutet mal wieder ein Taxi, denn Busse gibt es nicht.

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