Ab nach Kairo

Von der unheilbaren Ägyptoritis befallen stiegen Manuela und ich Ende Juli 2002 wieder in den Flieger und ab ging´s nach Kairo, der Mutter der Welt. Mitten in der Nacht, um 4 Uhr morgens, waren wir dann endlich wieder da. Am Flughafen wurden wir von George, einem der Fahrer unseres Hotels aufgesammelt und ab ging´s Richtung Downtown. Die Straßen waren so leer, dass die Fahrt nur 25 Minuten dauerte. Viel haben wir in dieser Nacht nicht geschlafen, obwohl die Klimaanlage in unserem Zimmer auf Hochtouren lief (in der Woche lernten wir sie zu schätzen und zu lieben) und es recht kühl im Zimmer war.

Ein Muss: Das Ägyptische Museum

Nach dem Treffen mit dem Manager des Reisebüros, das unsere dreitägige Tour in die Wüste organisiert hat, machten wir uns auf den Weg ins Ägyptische Museum. 2 Röntgenkontrollen (Achtung, lasst Eure Taschenmesser im Hotel, oder Ihr müsst sie abgeben) später waren wir dann im Museum selbst.

Das Museum selbst hat nichts mit den klimatisierten Museen mit perfekter Beschreibung der Ausstellungsstücke zu tun, so wie man es im Westen kennt und erwartet. Der Besucher kann schon froh sein, wenn er eine Beschreibung des Artefakts findet und sich im 7. Himmel fühlen, wenn auch noch eine Erklärung zu finden ist (meist auf schon recht vergilbtem Papier). Klimaanlagen und Temperaturregelung in den Vitrinen findet man allenfalls in den Vorzeigeräumen beim Grabschatz on Tut-Anch-Amun, aber das war´s dann auch. Aber die Ausstellungsstücke selbst, WOW! Und nicht nur die berühmte Totenmaske, sondern auch die perfekt gearbeiteten Statuen, das Antlitz Nofretetes und die kleinen Dinge des Alltags beeindrucken immer wieder.

kairo_museum_7Für mich war es der fünfte Besuch in diesem Wunderland, aber ich habe immer noch nicht alles gesehen und ich werde auf jeden Fall wiederkommen, mindestens so lange, bis ich die goldene Totenmaske von Pseusennes I. wieder gesehen habe.

Das erste Mal sah ich sie 1989 und fand sie noch beeindruckender als die von Tut-Anch-Amun, aber bei meinen letzten Besuchen hatte ich Pech. Einige Stunden später (und recht ko, denn wie gesagt, es gibt keine Klimaanlage im Museum und Ende Juli ist´s eben nun mal recht heiß in Ägypten) machten wir kurz Rast im Museumscafe (Preise wie in München!) und gingen wieder zu unserem wohlgekühlten Hotel. Zum Abendessen gab es (nicht das letzte Mal) Taamiya vom Felfela-Takeaway. Dort gibt es die besten Felafel, die in Kairo eben Taamiya heißen. So zwei Brötchen mit hartgekochtem Ei und je einer Gurken- und Tomatenscheibe machen gut satt und sind lecker und billig. Das perfekte Abendessen.

bawiti

Auf geht´s in die Wüste!

Am nächsten Morgen holte uns um 07:30 ein Angestellter des Tourveranstalters ab, fuhr mit dem Taxi mit uns zum Busbahnhof und setzte uns in den Bus Richtung Oase Bahariya. Außer uns waren nur noch ein Australier, Ben, und ein Ire unterwegs, sonst alles Ägypter. Das ist dann auch schon ein ganz anderes Erlebnis, als mit einem vollklimatisierten Reisebus nur unter Touristen unterwegs zu sein. Für die Kinder waren wir die Attraktion, aber auch für uns war es ein spannendes Erlebnis. Manu war ganz fasziniert von den verschleierten Frauen, von denen zum Teil nur die Augen zu sehen sind.

In Bahariya wurden wir gleich vom Fahrer unserer Unterkunft einkassiert und ab ging´s zusammen mit Ben, der sich uns spontan angeschlossen hat, zu Ahmed´s Desert Safari Camp. Ich hatte noch so die Idee, am Nachmittag durch das Hauptdorf zu bummeln, aber eine Entfernung von 4 Kilometern und Temperaturen, die eher an 50 Grad als an 40 Grad Celsius (in der Sonne) reichten, ließen mich meine Pläne schnell begraben. Unser kleiner „Bungalow“ war recht gemütlich, aber auch der Ventilator lief mit einem Tempo, dass man glaubte, dass ihm auch die Hitze zu schaffen macht. Mit einer kühlen Dusche war es auch nicht weit her, denn sowohl aus dem Kalt- als auch aus dem Warmwasserhahn kam heißes Wasser, kein Unterschied. Aber das waren auch die einzigen Wermutstropfen und sonst war es sehr schön und die Leute nett. Nach einem verspäteten Mittagessen und einer ausgiebigen Siesta ging es dann zu viert los in die Wüste. Zu uns gesellte sich noch Jürgen aus Dresden und wir fühlten uns mit westlichen „Begleitschutz“ besser.

gebel inglezAn diesem Nachmittag schauten wir uns den Gebel Inglez, den Berg der Engländer, einen Salzsee und einige Quellen an. Ich muß ehrlich sagen, diesen Nachmittag fand ich etwas enttäuschend. Wie in Siwa habe ich halb eine kleine Stadt erwartet, mit Marktplatz, Moschee, kleinen Läden etc.

In Bawiti

Bawiti, der Hauptort der aus mehreren Dörfern bestehenden Oase Bahariya, ist dagegen nur eine Ansammlung von Lehmhäusern, kein Mensch war auf der Straße, einige kleine Läden und das war´s. Die sogenannten Quellen sprudelten auch nur aus Rohren in ein Betonbecken bzw. in kleine Kanäle und ich hatte eben noch den See mitten in der Wüste und das schön eingefaßte Becken im Kopf. Am Abend rechneten wir gar nicht mehr mit einem Abendessen und besorgten uns ein Stella, leckeres ägyptisches Bier nach bayerischem Reinheitsgebot gebraut. Wir ratschten und hörten der Beduinenmusik zu, die zu uns erklang, denn einer der Angestellen hatte seine Graduationparty und da wurde kräftig gefeiert, Männer und Frauen natürlich getrennt.

Irgendwann klopfte Ben an unsere Tür und fragte, wie es denn mit unserem Hunger aussieht. Wir schauten uns um, ob wir auf der überdachten Terasse was zu essen bekommen würden, aber dann durften wir uns auf Einladung hin doch zu den Männern setzen, denn obwohl Frauen hatten wir als Gäste eine Art Sonderstatus. Dennoch wurde uns der Tisch ein wenig abseits gestellt, bevor das Essen kam. Es gab Reis mit Kartoffeln und einer leckeren Soße, dazu Fladenbrot. Lange blieben wir jedoch nicht, denn irgendwie kamen wir uns dann doch ein wenig wie Eindringlinge vor und auch ziemlich auf dem Präsentierteller. Die Ägypter scheinen sich auch besser gefühlt zu haben, denn sobald wir weg waren, wurde die Musik auch wieder lauter ;-))

Am nächsten Tag wachten wir ziemlich ko auf, denn bei der Hitze haben wir nicht so besonders geschlafen. Den Tag verbrachten wir unter dem schnellen Ventilator auf der Terasse, ratschten mit Ben und brachten unsere Tagebücher auf den aktuellen Stand.

Die Weiße Wüste

weisse_wueste_2Um 16 Uhr ging es dann los in die Weiße Wüste und diese Tour sollte uns mehr als genug für die gestrige Enttäuschung entschädigen. Auf der Fahrt in Richtung Farafra, der nächsten Oase, machten wir einige Stopps. Der erste Halt war in der Schwarzen Wüste. Nun darf man es sich nicht so vorstellen, dass dort alles tatsächlich schwarz ist (genauso wenig ist in der Weißen Wüste alles weiß), denn der feine gelbe Saharasand ist einfach überall. Aber die Felsen und die Steine sind schwarz, was eben zu dem Namen beigetragen hat. A

n einem Berg hielten wir und Ben, ganz der australische Naturbursche, kletterte bis uf den Gipfel. Mir reichte das erste Drittel, Manu und Jürgen bestaunten die Szenerie von der untersten Etage. Es ging mit dem Landcruiser eine Weile bis zum Crystal Mountain. Klingt richtig spektakulär, aber man muß schon recht nahe heran gehen, um zu sehen, wieso dieses Loch in einem Felsen diesen Namen trägt. Wenn man nämlich genau hinschaut, sieht man die Kristalle an der Oberfläche glitzern und auch im Wüstensand kann man einige finden, schönes Mitbringsel aus der Wüste und das ohne Bakschisch ;-). Als dann 3 oder 4 weitere Jeeps eintrudelten, ergriffen wir die Flucht und weiter gings.Irgendwann bogen wir dann in die wirkliche Weiße Wüste ab. Erst sah man nicht allzu viel, aber dann ging es richtig los. Ein riesiges Gelände mit bizarren Kalksteingebilden, die Wind und Sand geformt hatten. Pilze, Tiere, Fabelgestalten aus Stein. Ich hätte endlos fotografieren können… Es war bizarr und wunderschön. Die untergehende Sonne gab den Felsen einen leichten gold-roten Schimmer, magisch. picknick_in_wuesteZum Sonnenuntergang waren wir an unserem Lager und während unser Fahrer und sein Begleiter alles herrichteten, konnten wir einen stimmungsvollen Sonnenuntergang genießen. Es dauerte nicht lange, und die Sterne kamen. So viele Sterne sieht man sonst nirgends, nur in der Wüste sind die Nächte so einmalig klar.

Zum Essen zauberten uns unsere Araber gegrilltes Huhn, Reis und Gemüse. War richtig lecker und zum Abschluss gab es Tee, erst schwarzen, dann Minztee, ganz traditionell. Lange blieben wir dann nicht mehr wach und legten uns schlafen. Nein, in der Wüste ist es nicht kalt in der Nacht. Zumindest war es nicht kalt Ende Juli 2002 (dem heißesten Sommer in der Ecke seit Jahren, so die Ägypter selbst). Wir hatten zwar alle unsere Schlafsäcke dabei und Decken gab es auch, aber diese haben wir als Kopfkissen benutzt und auf den Schlafsäcken geschlafen. Ca. 20 Grad weniger als am Tag war dann doch recht angenehm, denn es waren bestimmt immer noch über 20 Grad. Ich bin irgendwann gegen Mitternacht aufgewacht und war ganz hin und weg.

Der Mond war in der Zwischenzeit aufgegangen, die Sterne sah man fast nicht mehr und obwohl es Halbmond war, war es so hell, dass die Felsen Schatten warfen. Der Himmel war auch nicht mehr schwarz, sondern dunkelblau und es war einfach nur wunderschön und hatte etwas magisches. Ich lief noch ein wenig herum, eine Taschenlampe war völlig überflüssig und sog diese einmalige Nachtstimmung in mich auf, bevor ich mich wieder schlafen legte.

Zum Sonnenaufgang wurde ich dann schon wieder geweckt, aber auch die Sonne hatte zuerst nicht so besonders Lust, aufzugehen, denn sie verbarg sich hinter Dunstschleiern, was der Atmosphäre etwas geheimnisvolles gab. Nach dem Frühstück wollte ich noch ein paar Fotos machen, aber meine Kamera machte schlapp, wohl zu große Hitze für die Elektronik und dabei dachte ich, dass mit der Marke, die auch von Profis benutzt wird, so was nicht passiert. Einen Film opferte ich, um zu testen, ob der Transporter wirklich ging, selbst wenn die Anzeige Filmende anzeigt.

Den Rest der Reise machte ich Bilder auf gut Glück, in der Hoffnung, dass diesmal die Bilder trotz der Aussetzer was werden und ich nicht wieder schwarze Aufnahmen mitbringe, so wie beim letzten Ägyptentrip mit Manu. Inshallah, so Gott will, wird es gut gehen. Und es ging gut :-))) Auf dem Weg zurück machten wir noch bei einigen Sanddünen Halt, aber das war kein Vergleich mit dem großen Sandkasten bei Siwa. Aber die Eindrücke aus der Weißen Wüste selbst waren unvergeßlich. Gegen Mittag waren wir wieder im Camp und hatten genug Zeit für ein Mittagessen und eine Dusche, bevor es wieder mit dem Bus zurück nach Kairo ging.

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