Tour in den Punjab nach Amritsar

Von Delhi unternahm ich einen kurzen Ausflug nach Amritsar, der Hauptstadt des Punjab, denn ich wollte unbedingt den Goldenen Tempel der Sikhs sehen.

Es hätte mich schon 1990 gereizt, diesen Ort zu besuchen, aber damals war der Punjab Sperrgebiet. Durch die nahe Grenze zu Pakistan kommt das Gebiet leider nicht zur Ruhe und Reisende sollten auf jeden Fall die aktuelle politische Entwicklung im Auge behalten, wenn sie diese Stadt besuchen möchten.

Für mich war der Besuch des Tempels auf jeden Fall eines der Höhepunkte meiner Indienreise. Zieht man sich die Schuhe aus und bedeckt seinen Kopf, dann betritt man einen wirklichen Ort der Ruhe und Begegnung. Selbst als Nicht-Sikh darf man den Tempel betreten und das lange Anstehen lohnt sich in jedem Fall. Im Tempel selbst singen Priester aus dem heiligen Buch der Sikhs, dem Guru Grant Sahib vor und es wird über Lautsprecher im ganzen Gebiet übertragen. Innen erschlägt einen die Pracht aus Gold und Einlegearbeiten aus Edelsteinen. Man kann sich ganz ruhig in eine der vielen Ecken und Nischen zurückziehen und die Menschen ein wenig beobachten. Viele lesen auch in dem Heiligen Buch, beten oder genießen einfach den Blick auf den See.

amrtisar_4Ich war eine ganze Weile im Tempel selbst und setzte mich dann irgendwann draußen hin und beobachtete einfach die Menschen.

Allzu viele weibliche Alleinreisende scheinen sich nicht nach Amritsar zu verirren und so wurde ich dann auch relativ oft angesprochen, das übliche woher und wohin eben. Die Menschen waren jedoch sehr freundlich und eben nicht aufdringlich, wie sie es leider in manchen sehr touristischen Orten sind. Die Sikhs sind trotz ihres kriegerischen Aussehens (die Männer tragen einen Dolch) sehr nett und geben auch gern Informationen über ihre Religion. Mich hat die Atmosphäre und die Ruhe sehr beeindruckt. Außer dem Goldenen Tempel hat Amritsar selbst nicht allzu viel zu bieten und so fuhr ich am nächsten Morgen wieder nach Delhi zurück.

Zurück in Delhi

Wenn man mit dem Zug in Delhi ankommt, dann sollte man aufpassen, zu welchem Bahnhof der Zug fährt bzw. an welchem der Bahnhöfe Delhis man gerade steht. Wenn man Pech hat bzw. das einfach nicht weiß, kann es leicht passieren, dass man aus Versehen in Old Delhi ankommt, wo man doch in New Delhi aussteigen wollte. Je nach Tageszeit und Taxidichte ist das mehr oder weniger tragisch. Ich bin mal wieder in der Nacht angekommen und war froh, überhaupt noch nach New Delhi zu kommen. Aber aus Erfahrung wird man (auch frau) bekanntlich klug 😉 Mit einem Zwischenstopp und einer Übernachtung in Delhi ging es dann weiter nach Pushkar, einer der heiligen Städte der Hindus.

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An sich ist das Zugfahren für Frauen in Indien eine relativ angenehme Angelegenheit, denn es gibt extra Schalter für Touristen/Frauen und extra ladies compartments. Ich dachte mir, die Zugfahrt ist nicht sooo lang, ich kann auf das Damenabteil verzichten. Fehler! Mädels, Frauen, fahrt auch auf kürzeren Strecken in den Extra-Abteilen, wenn es geht! Die Inder sind an sich ein recht kommunikatives Volk und wollen von ausländischen Touristen immer gern erfahren, woher sie kommen etc. Ist der Tourist noch dazu weiblich, dann kommen noch etwas verquere Vorstellungen von westlichen Frauen dazu (allen möglichen amerikanischen Serien sei Dank) und so passiert es mehr als einmal, dass frau mehr oder weniger plumpen Anmachen ausgesetzt ist. Da hilft auch zum Teil kein Ignorieren oder der Hinweis auf den Ehemann, der angeblich am Ziel auf einen wartet. Ladies, da muß frau durch. Also beherzigt meinen Tipp mit den Zugabteilen, dann macht das Herumreisen deutlich mehr Spaß ;-))

In der heiligen Stadt Pushkar

Pushkar an sich ist ein sehr netter Ort, der (zumindest war das 1996 so) für Autos, Busse etc. gesperrt ist. Hat den Vorteil, dass man gemütlich durch die Gassen bummeln kann und das schlimmste eine Kollision mit einem Fahrrad, einem Fußgänger oder einer Kuh (Vermeiden!) sein kann. Man wird also nicht über den Haufen gefahren. Der Nachteil ist natürlich, dass man sein Gepäck zur Unterkunft tragen darf. Am schönsten ist natürlich eine Unterkunft am See und ich hatte tatsächlich das Glück eines Seeblickes. Der Preis war eine kleine klamme Kammer und ein nicht zu schließendes Fenster. Aber das kann man schon 1, 2 Nächte aushalten, wenn man einen warmen Pulli dabei hat 😉

Obwohl auch hier die vielen, vielen Tempel für Nichthindus gesperrt sind (Ausnahme ist der Brahma-Tempel), ist Pushkar auf jeden Fall einen Besuch wert. Erst einmal ist es mangels Straßenverkehr recht angenehm, die vielen Ghats (Treppen zum See) sind eine Sehenswürdigkeit für sich und man kann auch endlich mal einen Blick in einen Hindutempel riskieren.

Natürlich gibt es auch hier die üblichen Touristenrituale und ich muß zugeben, ich konnte auf Dauer auch nicht widerstehen und habe eine puja (Andacht) am See mitgemacht. Es läuft nach dem üblichen Muster ab, ich bummelte durch die Straßen, wurde angesprochen, der Brahma-Tempel wurde mir erklärt und dann eben das unvermeindliche, ob ich nicht eine puja mitmachen möchte. Nach 2 Tagen wurde ich mürbe und habe das auch mitgemacht, natürlich gegen eine Spende für den Tempel (?!). Aber ich muß sagen, auf der anderen Seite hatte das schon seinen Reiz, diese Zeremonie mitzumachen und wer weiß, vielleicht haben die indischen Götter meine Wünsche erhöhrt :-)) Auf jeden Fall sieht man, dass etwa 90% der Traveller mit einem rot-gelben Faden am Handgelenk – das Zeichen deren, die eine solche Zeremonie mitgemacht haben. Und die übrigen 10% sind mit Sicherheit Neuankömmlinge, die meisten zumindest. Leider war ich nicht im November dort, denn zu jeden Vollmond im November findet die Pushkar Mela statt, ein riesiger Kamelmarkt und ein Spektakel für alle Besucher. Wer es also zeitlich einrichten kann, sollte auf jeden Fall versuchen, zur richtigen Zeit dort zu sein. Aber Achtung, das Datum ändert sich natürlich jährlich aufgrund des Mondkalenders.

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