Nach einem kurzen Stopp in Bangkok ging es wieder in unbekannte Gefilde, nämlich nach Indonesien. Von den vielen Inseln habe ich mir drei ausgesucht: Java, Sulawesi und Bali. In Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens auf Java, bin ich mal wieder mitten in der Nacht gelandet, hatte aber da Glück, noch den letzten Bus in die Stadt zu erwischen. Dann noch mit einem Tuk-Tuk in die Travellerstraße Jalan Jaksa, wo ich froh war, überhaupt noch ein Bett zu ergattern.
Im Zentrum Javas
Ein Tag Jakarta reichte mir völlig und mit dem Nachtbus ging´s gleich weiter nach Yogya, wie Yogyakarta von allen genannt wird. Die Busfahrt war mit Abstand die bequemste, die ich je unternommen hatte. Viel Beinfreiheit, sogar eine Fußstütze und einen kleinen Imbiss gab´s auch, wunderbar. Im Morgengrauen kam ich an und gleich kamen die Bejakfahrer (=Fahradrikscha), um die Hotels anzupreisen. Ich war zu ko, um allzu viel Widerstand zu leisten und das Hotel war auch nicht das Schlechteste und nach einer kurzen Siesta machte ich mich auf, die Stadt zu erkunden. Ein bißchen Shopping für´s Erste und gut war´s. In der Umgebung von Yogya gibt es eine hinduistische und eine buddhistische Tempelanlage.
Prambanan
Zuerst besuchte ich den hinduistischen Prambanantempel. Die Anlage besteht aus 8 Tempeln und mehreren kleineren Türmen, den Candi. In den Tempeln selbst befinden sich Statuen hinduistischer Götter, z.B. Ganesh und das indische Epos Ramayana ist an den Tempelwänden verewigt. Es waren nicht so viele westliche Touristen unterwegs, so dass ich schon fast auffiel und nicht nur ich habe fotografiert, sondern wurde auch von Indonesierinnen angesprochen, ob ich mich nicht mit ihnen fotografieren lassen möchte. Naja, so kommt jeder zu den für ihn exotischen Fotos 😉 Ich verbrachte mehrere Stunden dort, bevor ich mich wieder auf den Weg zurück machte. Praktischerweise sammelten mich ein paar Holländer auf, mit denen ich mich kurz vorher unterhalten habe, so dass der Transport nach Yogya kein Problem war. Überhaupt, es gibt viele Holländer in Indonesien, kein Wunder,war es doch mal Kolonie.
Borobudur
Am nächsten Tag stand der buddhistische Tempel Borobudur auf dem Programm. Heute war ich nicht allein, denn gestern habe ich im Prambanan zwei Mexikaner kennengelernt, mit denen ich die Tour zusammen unternommen habe. Der Borobudur ist der größte buddhistische Tempelkomplex in Südostasien und über 1200 Jahre alt. In den 70ern hat die UNESCO die Anlage in einem Mammuntprojekt vor dem Zusammenbruch gerettet. Der Borobudur ist eigentlich ein riesiger Stupa mit drei Ebenen, die die Dreiteilung des Menschseins im Mahayana-Buddhismus darstellen. Wenn man im Uhrzeigersinn die Ebenen abläuft, kann man das Leben Buddhas anhand der Reliefs bis zur Erleuchtung nachverfolgen und das dauert seine Zeit. Sollen insgesamt ca. 7 km sein und das in der Mittagssonne. Aber auch da gibt es ruhige Eckchen, wo man eine kleine Pause einlegen kann. Mir haben am besten die Relief der ersten Ebene gefallen, wahrscheinlich bin ich noch nicht reif für die höheren Stufen 😉
Im Borobudur waren auch mindestens eine Schulklasse unterwegs mit dem Auftrag, an Ausländern das eigene Englisch auszutesten und sich, quasi zum Beweis, etwas ins Heft schreiben zu lassen. Das fanden die Kinder wahrscheinlich auch spannender als die alten Steine, war bei mir zumindest in dem Alter so 😉 Auf jeden Fall hat mich die Klasse belagert und ausgequetscht und fast alle waren sie mit Fotoapparaten unterwegs und wollten auch das obligatorische Foto. Aber da wollte ich dann auch für die Fragestunde 🙂 So hat jeder das bekommen, was er wollte.
Am Abend war ich noch mit dem beiden Mexikanern essen und da ich auch mal nach Mexiko wollte, fragte ich die beiden, wie es denn so wäre, als Frau allein durch Mexiko zu fahren. Nun einer meinte, es wäre kein Problem, der andere riet mir ab und so war ich genauso schlau wie vorher. Übrigens habe ich einige Jahre später festgestellt, dass es kein großes Problem ist, aber das ist der Inhalt eines anderen Reiseberichtes.
Unterwegs in Yogyakarta
Yogya selbst hat dem Reisenden auch noch in der Stadt einiges zu bieten. So ist der Vogelmarkt auf jeden Fall einen Besuch wert, denn Singvögel sind eine Leidenschaft und werden gehegt und gepflegt und die teuersten Vögel sind mehrere Millionen Rupien wert. Lebendfutter und auch andere Tiere werden angeboten. Mal was anderes als unsere Zoohandlungen. Der Palast ist auch ganz schön und mit den Wächtern in ihren Sarongs und den rituellen Dolchen, den Kris, fühlt man sich ein wenig in die Vergangenheit zurückversetzt. Und wenn man das Glück hat, an einem Sonntag den Kraton zu besuchen, dann kann man sich auch eine traditionelle javanische Tanzvorführung anschauen, bei der Geschichten aus dem hinduistischen Drama Ramayana gezeigt werden. Die Vorführungen sind keine ausschließlichen Touristenspektakel, denn die Tänzer treten auch bei offiziellen Anlässen auf.
Desweiteren gibt es auch noch ein Wasserschloss, den Taman Sari. Unter Schloss habe ich mir etwas in der Art der Palastanlagen in Indien vorgestellt, aber weit gefehlt. Im Prinzip ist es ein kleines Künstlerdorf mitten in der Stadt mit Batikgalerien und kleinen Länden, die Kunsthandwerk herstellen. In unterirdischen Gängen kann man ein wenig Entdecker spielen und auch die schon etwas verfallenen Brunnenanlagen und künstlichen Seen bewundern. Damit neigte sich auch schon mein Aufenthalt auf Java seinem Ende zu, denn ich wollte den Hauptteil meines Aufenthaltes auf Sulawesi und Bali verbringen.
Sulawesi stand jedoch in den Sternen, denn ich Jakarta und auch in Yogya war kein vernünftiger Flug zu bekommen und so richtete sich meine ganze Hoffnung auf Denpasar, der Hauptstadt Balis. Das war dann auch mein nächstes Ziel. Am Nachmittag ging´s mit dem Bus dann Richtung Osten.
Über Land nach Bali
Im Bus saß eine junge Javanerin neben mir, die auf Bali Grafikdesign studiert. Wir kamen ins Gespräch und haben uns letztendlich auf der ganzen Fahrt prima unterhalten, so dass wir uns bei den Ankunft in Denpasar 24 Stunden später schon ganz gut kannten. Yossi, meine neue Bekannte, lud mich dann auch zu sich nach Hause ein und da war das Hallo recht groß, als sie mich präsentierte. Natürlich hatte sie auf der Fahrt mitbekommen, dass ich erst mal nach Sulawesi wollte, bevor ich mir Bali anschaute und so machten wir (sie wurde von ihren Freunden abgeholt und ich wurde gleich mit eingepackt) einen Zwischestop bei einem Reisebüro. Siehe da, am nächsten Tag ging dann auch ein Flug und ich hatte mein Ticket in der Hand. Es war ein sehr schöner Abend mit richtig indonesischem Essen und viel Spaß. Nach einer erfrischenden Dusche fuhren wir zur Familie einer Freundin, die näher am Flughafen wohnt. Dort haben wir alle übernachtet und ganz früh am Morgen, gegen 5 Uhr fuhren sie mich zum Flughafen. Diese Begegnung war eine der schönsten auf meinen Reisen, denn ich wurde wirklich ganz herzlich und offen aufgenommen und hatte schon fast das Gefühl, zur Familie zu gehören.
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